: Armes Corinto
■ Umstrittene Städtepartnerschaft
Schon bevor die Rahmenvereinbarung für eine künftige Städtepartnerschaft zwischen Bremen und dem nicaraguanischen Corinto bei den Fraktionsvorsitzenden der Bürgerschaft eingetroffen ist, sind Freunde und Gegner klar verteilt: SPD und Grüne sind dafür, der Rest dagegen. CDU-Fraktionschef Rainer Metz sah die neue Städtepartnerschaft gestern „sehr skeptisch“. Über „allgemeine humanitäre Gründe“ hinaus kann er darin keinen Sinn entdecken.
Noch schärfer wandte sich FDP-Fraktionschef Claus Jäger gestern dagegen: „Wenn Armut und Bedürftigkeit zukünftig ausschlaggebendes Kriterium für Städtepartnerschaften Bremens sein soll, dann gibt es in vielen Ländern dieser Erde sicher Kleinstädte, die noch ärmer dran sind als Corinto.“
Mit einem Etat von höchstens 50.000 Mark jährlich, der für Städtepartnerschaften zur Verfügung steht, wäre jedoch selbst der kleinsten Kleinstadt nicht zu neuem Reichtum zu verhelfen. Deshalb bleibt die Rahmenvereinbarung in diesem Punkt auch vage, verspricht dafür aber Nachhilfe in einem anderen Punkt: Die Städtepartnerschaft soll auch „zur Demokratisierung Nicaraguas beitragen“.
„Wenn die Nicas jemals auch nur augenzwinkernd etwas dagegen gesagt hätten, dann hätten wir den Satz sofort geändert“, versucht Senats-Sprecher Ostendorf Zweifel zu zerstreuen, hier wäre der Städtepartnerschaft mit Absicht ein paternalistisches Verhältnis übergestülpt worden. Tatsächlich ist der Satz nur abgeschrieben - nämlich aus der Rahmenvereinbarung, die zwischen Köln und Corinto bereits in der vergangenen Woche unterschrieben wurde. „Wir haben uns der Einfachheit halber daran orientiert“, erklärt Ostendorf.
„Der Satz ist von Köln vorgeschlagen worden“, erinnert sich der dort zuständige Referent, Thomas Rau. Seine Stadt unterstützt in Corinto mit über 100.000 Mark im Jahr eine KFZ-Werkstatt, ein Gesundheitszentrum und Reisekosten zu Arbeitscamps des Kölner DGB.
Ase
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen