: Namensstreit
■ 1933: Gerangel um einen Namen fürs Olympiastadion
Vor mehr als 55 Jahren, am 10.Oktober 1933, fiel in der Berliner Reichskanzlei die Entscheidung für den Neubau einer „Kampf- und Feststätte des deutschen Volkes“ ('Völkischer Beobachter‘) anläßlich der Olympischen Spiele in der Reichshauptstadt. Hitler, Goebbels, Reichsinnenminister Frick und Staatssekretär Pfundtner verwarfen damit alle Pläne eines bloßen Umbaus des „Deutschen Stadions“, das sich an gleicher Stätte „sanft in den Boden“ schmiegte, wie der Historiker Gerhard Krause diese 1919 eingeweihte Arena beschrieb.
Das „Deutsche Stadion“ mußte den Entwürfen Werner Marchs weichen.
Doch obwohl die Bauarbeiten rasch voranschritten, kommentiert der bundesdeutsche Sporthistoriker Hajo Bernett, „stellt sich dem zuständigen Reichsministerium das Problem der Namensgebung“. Der in Beton gegossene „Aufstiegswille der geeinten Nation“ (NS-Staatskommissar Julius Lippert) lief ernsthaft Gefahr, unbenannt zu bleiben!
Frick wandte sich gegen alle lateinischen und griechischen Bezeichnungen und schlug „Deutsche Kampfbahn“ vor. Dieser Titel traf ebenso auf Hitlers gemindertes Wohlwollen wie Goebbels‘ Vorchlag „Dietrich-Eckart-Festspielplatz“. Mit der Randnotiz: „in geeigneter Form ablehnen“ versah Hitler auch Fricks zweite Präferenz „Adolf-Hitler-Feld“. Letztlich war die Zeit bis zur Eröffnung der Olympischen Spiele an der Spree nahezu verstrichen. Im letzten Augenblick besann sich der „Führer“ höchstpersönlich auf den „allein angemessenen Namen“ (Hajo Bernett) und taufte den steinernen Koloß gegen den heftigen Widerstand des Reichsinnenministers schlichtweg: „Olympiastadion“.
Jürgen Schulz
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