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Vom Nachttisch geräumt: MANET

Die „phrasenlose Malerei“ das war das Ziel Manets. „Was war denn die Malerei vor Manet, wenn nicht die geschwollene Pose, die immer mehr sein will, als Pose?“ So fragt Georges Bataille in seinem Essay über Manet. Vielleicht etwas zu sehr nur aus der französischen Tradition heraus. Für Bataille ist Manet der Maler, der Schluß gemacht hat mit der Rhetorik der großen Themen und Gebärden. Die Majestäten haben abdanken müssen zugunsten einer einzigen: der Malerei selbst. Oder anders: „Alles an dieser Olympia läuft auf die Gleichgültigkeit der Schönheit zu. Das im Frühstück im Freien angedeutete Wollen hat sich hier vollendet, das geheiligte Spiel mit dem Licht hebt an, die moderne Malerei ist geboren. Es ist die durch die Aufhebung aller schmückenden Zutaten wiedergefundene Majestät, die Majestät irgendeines Menschen, einer Sache, die keine Begründung braucht, weil sie existiert, und die zeigt, wessen die Malerei fähig sein kann.“ Bataille wird nicht müde, Manets Gleich-Gültigkeit zu betonen. Seine Porträts male er wie Gegenstände und seine Stilleben seien die Porträts von Gegenständen. Dieser kalte Blick auf die Welt rührt nicht her aus Weltverachtung, sondern Manet verfährt ähnlich wie die negative Theologie: „Die Absicht einer Wertverschiebung des Dinges, wobei sein unmittelbarer 'Sinn‘ verlorengeht, ist nicht seine Vernachlässigung, sondern etwas anderes: es ist dasselbe wie im Opfer, welches das zu Opfernde durch seine Vernichtung steigert, heiligt.“ Die Erschießung des Kaisers Maximilian vor Augen formuliert Bataille den gleichen Sachverhalt profaner: „Dieses Bild erinnert auffallend an die Abtötung eines Nerves beim Zahnarzt: man kann sich des Eindrucks von Schläfrigkeit, der von ihm ausgeht, nicht erwehren. Man weiß, daß der Schmerz da ist, aber man fühlt ihn nicht, man soll ihn nicht fühlen. So erzählt auch Manet.“

Georges Bataille, Manet, Übersetzer unhöflicherweise nicht genannt, Skira Wasmuth, 139 Seiten mit 62 hervorragenden Farbabbildungen, 39 Mark

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