: Weniger Nachgeschmack
■ Mit dem US-TROCKENBIER auf Du und Du
New York (dpa) - Wenn eine Biermarke beim Verbraucher nicht mehr ankommt, ist nicht das Bier daran schuld, sondern das Marketingkonzept. Nach diesem Grundsatz handeln Amerikas Bierbrauer seit dem 19.Jahrhundert. Die US-Brauer wollen von dieser selbstsicheren Haltung nun abrücken. Aber nicht die Deutschen sind ihr Vorbild, obwohl die meisten Brauunternehmen deutsche Namen tragen, sondern die Japaner, die mit ihren herben „trockenen“ Bieren im eigenen Land Erfolg haben. Denn der Bierkonsum stagniert in den Vereinigten Staaten. Wachstum ist also nur möglich, wenn der Konkurrenz Marktanteile weggenommen werden.
Das deutlichste Zeichen für den Wandel im Braugewerbe ist die Einführung der Spezialmarke „Michelob Dry“ durch den sonst sehr vorsichtig handelnden Branchenführer Anheuser -Bush+Companies Inc, St.Louis. Für den Start des neuen Biers hat der Konzern einen Werbeetat in Höhe von 30 Millionen bis 40 Millionen Dollar bereitgestellt. Wie bei Weinen bevorzugen die Amerikaner heute Biere, die weniger süß sind und einen „frischeren, reineren“ Geschmack haben und weniger Nachgeschmack. Bei den nun propagierten herberen Bieren verwandelt die Hefe durch längeres Gären mehr Zucker in Alkohol.
Anheuser-Bush ist mit 40,4 Prozent Marktanteil noch mit Abstand der Marktführer. Nummer zwei ist die zur Philip Morris Companies Inc. gehörende Miller Brewing Co. Beide setzen zusammen mehr Bier ab als alle deutschen Brauereien gemeinsam.
Aufmerksam verfolgt die Konkurrenz das Anheuser-Busch -Experiment mit dem „trockenen Bier“, das in Japan in den ersten 18 Monaten nach der Markteinführung 38 Prozent des Marktes erobern konnte. Hochgärige japanische Biere sind zwar in den USA in japanischen Geschäften und Restaurants erhältlich, doch auf dem Massenmarkt muß sich das Produkt noch bewähren.
Den Mitwettbewerbern dürfte nicht gleichgültig sein, ob Anheuser-Busch Erfolg hat. Das 1852 gegründete Unternehmen weist als einzige US-Brauerei noch Wachstumsraten auf. Doch selbst Anheuser-Busch darf sich nicht mehr länger auf seinen Lorbeeren ausruhen. Schaffte die Spitzenmarke „Budweiser“ 1986 noch 4,5 Prozent Wachstum, verlangsamte sich die Rate 1987 auf drei Prozent und für 1988 wird nur noch mit zwei Prozent Zuwachs gerechnet (für dieses „Bier“ noch viel zu viel, d. Red.).
Die Bierbranche leidet darunter, daß junge Erwachsene, traditionell die stärksten Biertrinker, zurückhaltender geworden sind. Hinzu kommt, daß in den meisten US -Bundesstaaten das Biertrinken erst mit 21 Jahren gestattet ist. Auch die Anti-Alkohol-Gruppen verderben den Bierbrauern das Geschäft.
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