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■ In der Grundschule Lessingstraße droht der Kollaps / Unterrichtsausfall und Aufbewahrung statt Förderunterricht

„Habt Ihr etwa Angst vor uns?“ fragten naseweis die Achtjährigen, die am Dienstag vormittag - zur besten Schulzeit - ihren Bildungs-Behördenvertretern auf die Pelle und in die Büros rücken wollten, aber zunächst partout nicht hineingelassen wurden. Die ZweitklässlerInnen kamen mit einigen LehrerInnen und Eltern aus der Grundschule Lessingstraße - denn da geht nichts mehr.

„Eine halbe zweite Klasse wird zu einer ersten gesteckt, in der schon 26 Kinder sitzen“, Beschrieb Schuleltern -Sprecherin Marlis Koke gegenüber der taz die massive Unterversorgung mit LehrerInnen, „Kinder werden - ohne Ankündigung - nach einer Stunde nach Hause geschickt, im Vertretungsunterricht wechseln über Wochen die LehrerInnen und Zeitpläne!“

Die Kinder sind durcheinander, die LehrerInnen entnervt und überbelastet, die Eltern sauer. Förderstunden, Unterricht in Halbklassen, Fachunterricht wie Sport, Werken, Kunst, Musik finden schon lange bestenfalls sporadisch statt. Seit dem Sommer ha

ben sich 133 Lehrer-Überstunden angesammelt, die nach den Spar-Ideen der Behörde nicht mehr bezahlt, sondern „abgebummelt“ werden sollen - das heißt, daß LehrerInnen zusätzlich wochenlang fehlen müßten.

„Rechnerisch ist die Lessingstraße nicht schlechter versorgt als andere Grundschulen“, erklärte ein Behördersprecher zuerst den ProtestlerInnen und später der taz und ergänzte glatt - „also ausreichend.“ Wenn, wie im Augenblick, „saisonale Krankheiten“ aufträten, müsse die Schule das eben „auffangen“. „Wir können nicht ein Loch stopfen, indem wir ein anderes aufreißen!“

Daß die Lage an anderen Grundschulen vergleichbar schlecht ist, wissen auch die Lessingstraßler. In einem Protestschreiben an Behörde und Deputation fordern sie energisch die Verdoppelung des Pools für Vertretungsstunden, Bezahlung der Überstunden - und die Einstellung neuer Grundschul-KollegInnen. Marlis Koke: „Wir nehmen das nicht mehr hin. Wir machen jetzt Druck.“ S.P

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