: Vatikan will Kölner Kirchensteuer
Papst PaulII. will Ost-Berliner Kardinal Meisner als neuen Erzbischof in Köln durchsetzen / Ortskriche wehrt sich Bruch des Konkordats durch den Vatikan möglich / 37 katholische Priester protestieren gegen Wojtilas Vorgehen ■ Aus Düsseldorf J.Nitschmann
Papst PaulII. ist offenbar fest entschlossen, den Ost -Berliner Kardinal Joachim Meisner gegen den entschiedenen Widerstand des örtlichen Domkapitels als neuen Erzbischof in Köln durchzusetzen und dabei auch einen Konkordatsbruch in Kauf zu nehmen. Dies wurde am Mittwoch unmittelbar vor einem Gespräch zwischen dem in Bonn akkreditierten römischen Nuntius, Kardinal Josip Uhac, und den beiden Ministerpräsidenten Johannes Rau (SPD) und dem noch amtierenden Bernhard Vogel (CDU) bekannt, deren Landesregierungen nach dem preußischen Konkordat in die Entscheidung über den Kölner Bischofsstuhl eingebunden sind. Das 16köpfige Domkapitel hatte sich zuvor in mehreren geheimen Wahlgängen für keinen der drei vom Papst vorgeschlagenen Kandidaten entscheiden können. Alle drei gehören dem erzkonservativen Kirchenflügel an.
Das nach wie vor geltende preußische Konkordat aus dem Jahre 1929 geht eindeutig von einer Wahl des Bischofs durch das zuständige Domkapitel und dem jeweiligen Einverständnis der Staatsregierung aus. Nach Auffassung führender Sozial und Freidemokraten im Düsseldorfer Landtag müßte die Landesregierung gegen einen vom Papst im Alleingang ernannten Kölner Erzbischof zwangsläufig politische Bedenken erheben, weil er entgegen den einschlägigen Konkordatsbestimmungen nicht vom Kölner Domkapitel gewählt sei.
Die nordrhein-westfälische FDP-Landtagsfraktion vertritt die Auffassung, „daß es einen stillschweigenden oder ausgesprochenen Verzicht auf völkerrechtliche Positionen nicht geben darf, weil damit über den konkreten Einzelfall hinaus das Gefüge der gegenseitigen Mitwirkungsrechte und Mitwirkungspflichten für alle Zukunft zerstört würde“.
In dieser Haltung sind die Düsseldorfer Landespolitiker inzwischen auch von einer 37köpfigen Gruppe katholischer Priester aus dem Erzbistum Köln nachdrücklich bestätigt worden. In einem offenen Brief an die Regierungschefs Rau und Vogel appellieren die Kirchenvertreter, „alles zu tun, damit es zu einer im Einvernehmen mit der Ortskirche getroffenen Lösung kommt“.
Bei der Besetzung des Bischofsstuhls in dem mit einem Jahresetat von rund 900 Millionen Mark weltweit reichsten Erzbistum Köln geht es um sehr viel Geld. Der Papst, so wird gemutmaßt, möchte dort einen Statthalter haben, der erkleckliche Summen des dortigen Kirchensteueraufkommens für die polnische Kirche lockermacht.
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