: BUB macht gegen PET mobil
■ Zusammenschluß Bremer Umweltgruppen informierte auf dem Ansgarikirchhof über neuen Müllwahnsinn mit Riesenkunststoff-Flaschen
PET - das ist nicht amerikanisch für Haus-und Kuscheltier, diesmal in Großbuchstaben, und hat auch nichts mit petting (Fummeln im Auto) zu tun. Mit beiden gemeinsam hat PET das Weiche, Schmiegsame. Aber während petting in den prüden Fünfzigern ein Renner war, macht PET sich erst seit kurzem auch hierzulande breit.
PET (kurz für Polyethylenterephtalat) ist ein Kunststoff, der momentan in Flaschenform auf den Markt gespült wird. PET -Pullen sind Einwegflaschen, bei deren Herstellung große Mengen an Luft und Wasser verschmutzt und an Erdöl verbraucht werden, deren chemische Reaktion mit den eingefüllten Getränken ungeklärt ist und die sich mangels Wiederverwertung zu riesigen Müllbergen türmen.
Wie hoch sich die PET-Gebirge aufhäufen, hat gestern die Bremer Umwelt-Beratung (BUB) auf dem Ansgari -Kirchhof vorgeführt. Ein Riesen-Container voll mit 6.000 PET-Pullen neben einem lächerlichen Stapel von 260 Pfandflaschen aus Glas machte den Wahnsinn deutlich: Eine einzige der altbekannten O,7-Liter-Mehrwegflasche kann bei etwa 50 Umläufen 24 PET-Flaschen ersetzen.
Um der neuen Müll-Idiotie Einhalt zu gebieten, hat der Bundesrat am 4. November mit Bremens Stimme ein Pfand von 50 Pfennig für PET-Flaschen verabschiedet. Hans Hildebrandt von der Senatorin für Umweltschutz hält diese Regelung aber für unzureichend. Bremen hätte am liebsten ein Verbot gesehen, hätte sich aber nicht durchsetzen können. Nun ist beschlossen, daß ein „Verbot nicht wiederverfüllbarer Getränkeverpackungen“ erneut auf die Tagesordnung kommt, wenn die Pfandregelung sich als „nicht ausreichend“ erweisen sollte. Der Aus
legungsstreit um das Wort „ausreichend“ scheint vorprogrammiert. Eigentlich sei das Verbot nur dann endgültig vom Tisch, so Hildebrandt, wenn die Hersteller die PER-Flaschen tatsächlich erneut auffüllen.
Abfallexperte Gerd Schreve vom Recycling-Hof in Findorff befürchtet, daß mit der Pfandregelung die PET-Flasche gar noch aufgewertet wird. Erstmals werde auf eine Einweg -Verpackung Pfand erhoben und damit bei den VerbraucherInnen der Eindruck erweckt, PET sei ähnlich umweltfeundlich wie die Mehr
wegflasche aus Glas.
Die Anti-PET-Aktion auf dem Ansgarihof war eine Premiere. Erstmals ist die Bremer Umwelt-Beratung medienwirksam an die Öffentlichkeit getreten. Der Zusammenschluß von sechs Bremer Umweltinitiativen vom BUND bis zum Deutschen Hausfrauenbund will sich dafür stark machen, Umweltberatung von kurzatmiger Arbeitsbeschaffung zur festen Institution zu machen. Außerdem will BUB durch Aktionen das öffentliche Interesse verschärft auf Umweltsauereien lenken.
Gaby Mayr
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen