piwik no script img

Hochverratsurteil gegen vier UDF-Führer

■ Nach einem dreijährigen Prozeß gegen schwarze Anti-Apartheid-Aktivisten wurden vier UDF-Führer des Hochverrats schuldig gesprochen - jetzt droht ihnen die Todesstrafe / Weitere sieben Schuldsprüche wegen Terrorismus / Das Strafmaß wird erst im Dezember festgelegt

Pretoria (afp/ap) - Im Hochverratsprozeß gegen 19 Führer der südafrikanischen Anti-Apartheidsbewegung Vereinigte Demokratische Front (UDF) und ihr nahestehender Gruppierungen sind am Freitag insgesamt sieben Schuldsprüche verkündet worden. Vier Angeklagte wurden des Hochverrats und sieben des Terrorismus für schuldig befunden. Auf Hochverrrat steht in Südafrika die Todesstrafe. Acht der Angeklagten wurden am Donnerstag und am Freitag freigesprochen. In dem seit drei Jahren laufenden Hochverratsprozeß, dem längsten dieser Art in der südafrikanischen Justizgeschichte, war der UDF vorgeworfen worden, sich gemeinsam mit dem verbotenen Afrikanischen Nationalkongreß ANC und der südafrikanischen kommunistischen Partei zum gewaltsamen Umsturz in Südafrika verschworen zu haben.

Die UDF bezeichnete der Richter in der 1.521 Seiten starken Urteilsbegründung als eine „revolutionäre Organisation, die eine Politik der Massenaktion gegen Regierungseinrichtungen, einschließlich der gewalttätigen Option“ führe. Die UDF war bis zu ihrem Verbot im Februar mit rund 200 Mitgliedsorganisationen die größte Oppositionsbewegung in Südafrika. Viele UDF-Führer sind in Haft oder im Untergrund. Den meisten ist politische Betätigung verboten.

Neben der Hochverratsanklage mußten sich die 19 wegen verschiedener Vorwürfe verantworten, darunter Aufwiegelung, Terrorismus und fünf Morde, die während gewaltsamer Ausschreitungen in Schwarzensiedlungen der Region Johannesburg begangen worden waren. Die sieben wegen terroristischer Akte Verurteilten wurden von der Anklage des Hochverrats freigesprochen, da die von ihnen im September 1984 organisierte Aktion, ein Streik und ein Protestmarsch, so Richter van Dijkhorst, nur „begrenzte und lokale Ziele“ verfolgte. Im Anschluß an den Protestzug von 2.000 Personen waren bei Unruhen Lokalpolitiker ermordet worden.

Der Sekretär der UDF, Popo Molefe (39), der UDF-Sekretär für Öffentlichkeitsarbeit, Patrick Lekota (43), der Provinzsekretär von Transvaal, Moss Chikane (43), sowie der Kirchenvertreter Thomas Manthatha (53), ein Mitglied der mit der UDF verbundenen Vaal Bürgervereinigung wurden des Hochverrats schuldig gesprochen. Sie seien „Verschwörungskern“ des UDF, der den verbotenen ANC in Südafrika vertrete, meinte Richter von Dijkhorst, „die Zielsetzung der UDF war nicht weniger feindselig als ein verräterischer Akt in Kriegszeiten“.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen