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Parteisoldatin

■ Süssmuths Aufstieg in den Abstieg

Rita Süssmuths Stärke, das hat sich in ihrer kurzen Amtszeit als Ministerin herausgestellt, ist die Repräsentation politischer Ideen – nicht deren Durchsetzung. Das Beratungsgesetz konnte sie nicht verhindern, für die Regelung der Pflegeleistungen blieb das Blüm-Ministerium federführend, Vergewaltigung in der Ehe ist immer noch nicht strafbar. Ihrem persönlichen Ansehen hat das wenig geschadet – sie ist zu einer der beliebtesten Politikerinnen im Kabinett Kohl geworden.

Rita Süssmuth hat ihre weitgehende Erfolglosigkeit bei konkreten Vorhaben hingenommen, so wie sie jetzt den Aufstieg in den Abstieg hinnimmt. Während andere, die von ihrer Partei- und Lebensgeschichte, aber auch ihrem sonstigen Habitus nach als Parteisoldaten funktionieren müßten – wie vor allem Alfred Dregger –, die Übernahme des hoch im Abseits gelegenen Amtes verweigert haben, ist Rita Süssmuth dem Ruf der Partei brav und widerspruchslos gefolgt. Dieses scheinbare Paradoxon sagt auch einiges über die reale Bedeutung des Modernisierer-Flügels innerhalb der Partei, dessen einzige Vertreterin die Ministerin im Kabinett war.

Die Position der Strategen im Konrad-Adenauer-Haus wird schwächer werden, die Nachfolgerin für Frau Süssmuth wird kaum aus dem Umfeld von Heiner Geißler berufen werden. Damit wird sich Politikmachen für die Grundsatzpolitiker des CDU –Generalsekretärs noch stärker auf die Ideologieproduktion konzentrieren – die Ausführung in der Praxis haben die Traditionalisten voll im Griff.

Oliver Tolmein

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