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Braunes Treffen geplatzt

■ Antifaschisten verhinderten am Samstag ein Treffen der rechtsradikalen „Deutschen Volksunion“ / „Hertha„-Sportheim als traditioneller Treffpunkt

Innerhalb kürzester Zeit mobilisiert, war es vergangenen Samstag nachmittag etwa 50 Antifaschisten gelungen, eine Veranstaltung der rechtsradikalen „Deutschen Volksunion“ (DVU) platzen zu lassen. Rund 30 braune Kameraden waren an den Veranstaltungsort, dem „Sportheim“ des Fußballclubs „Hertha 1900“ in der Osnabrücker Straße in Charlottenburg, gekommen; vom Republikaner bis zum NPDler, vom Skinhead aus der Wiking-Jugend über den Jungvölkischen in Schlips und Lederjacke bis hin zum Altfaschisten im Trenchcoat.

Geschützt wurde die Versammlung von einer sechs Mannschaftswagen starken Truppe der Bereitschaftspolizei, auf dem rechten Auge offenbar blind oder unbeschlagen. So kommentierte eine Bereitschaftspolizistin „Nazi raus„-Rufe: „Wieso, da sind doch gar keine drin.“ Der Truppenführer erklärte gar, er habe vor dem Einsatz gar nicht gewußt, wer die DVU sei.

Es war denn auch nicht verwunderlich, daß besagte Skins ungehindert die „grüne Linie“ passieren konnten, obwohl sie deutlich sichtbar auf dem Ärmel ihren Jacken das Enblem der verbotenen Wiking-Jugend trugen. Statt einer Strafanzeige für den Neonazi setzte es Stöße und Rangeleien für die Antifaschisten, und die Polizei versuchte, einen etwa 14jährigen festzunehmen.

Nicht zum ersten Mal war das „Sportheim“ Ort brauner Umtriebe. So erklärte der Wirt den unerwünschten Gästen vor der Tür, daß er über die DVU Bescheid wisse und auch vor der geplanten Veranstaltung vom Staatsschutz informiert worden sei. Aber bereits seine Vorgängerin habe solchen Treffen Herberge geboten - das sei die Tradition.

Wie ein Antifaschist erzählte, seien aus dem „Sportheim“ auch schon „Sieg Heil„-Rufe und faschistische Lieder zu hören gewesen. Auch hätte man in der Nähe Schmierereien der Nationalen Front lesen können.

Welch ein Zufall...

Martin Brenninger

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