: Entführtes Kind tot aufgefunden
■ Der Kidnapper hatte den 15 Monate alten Patrick Padberg bereits kurz nach der Entführung erwürgt und vergraben
Hamburg/Arnsberg (dpa/ap) - Die Entführung des kleinen Patrick Padberg in Eslohe im Sauerland endete gestern nach zehn Tagen tragisch. Nachdem die Polizei in der Nacht auf Dienstag bei einer versuchten Lösegeldübergabe einen 32jährigen arbeitslosen Betonbauer verhaftet hatte, führte dieser die Beamten in ein Waldstück nahe bei Eslohe. Dort hatte er bereits kurz nach der Entführung das Kleinkind erwürgt und vergraben.
Am Tag der Entführung, am 12.November, war der 32jährige in die abseits gelegene Villa des Baustoffhändlers Padberg eingedrungen und hatte - offenbar nach einem heftigen Kampf
-die Großmutter des Kindes erwürgt. Nach den Agenturmeldungen, die während der vergangenen Tage immer wieder als Topmeldungen verbreitet wurden, war eine Entführung keineswegs geplant. Der maskierte Einbrecher soll versucht haben, den Tresor des millionenschweren Baustoffhändlers aufzubrechen. Nachdem er von der Großmutter des Kindes überrascht worden war, soll er anschließend versucht haben, sie zur Herausgabe der Zahlenkombination zu zwingen. Die Eltern waren an diesem Tag zu einem Urlaub aufgebrochen. Die Urgroßmutter des Kindes wurde von dem Täter in eine Kammer eingesperrt. Als sie sich befreien konnte, verständigte sie die Polizei.
Die Entführung geriet zu einem einzigartigen Medienereignis. Bis zu fünf Text- und drei Fotoreporter hatte allein Springers 'Bild‘ auf die Familie angesetzt. In zentimeterdicken Überschriften behauptete das Boulevardblatt zwar: „Haben Sie Mitleid mit dieser Mutter“, in den Artikeln wurde aber wiederholt das Privatleben der Familie gnadenlos ausgeschlachtet. Täglich feierte 'Bild‘ den Entführungsfall auf der Titelseite ab; zuletzt verbannte aber gestern der Tod der Tina Onassis „Patrick“ in eine Randspalte auf Seite eins. Sensationsheischend waren auch die Appelle der sichtlich angeschlagenen Familie an den Entführer. Sie wurden mehrmals in den Nachrichtensendungen der Fernsehanstalten in voller Länge ausgestrahlt. Wohl nicht zuletzt deshalb berichtete die Polizei von einer zweistelligen Zahl von „Trittbrettfahrern“, die sich telefonisch als die Entführer zu erkennen gaben und Lösegeld forderten. Die Aufrufe der Polizei, die ebenso via Medien verbreitet wurden und nach einem Lebenszeichen des Kindes verlangten, ignorierte der Entführer; Patrick P. war zu diesem Zeitpunkt bereits tot.
wg
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