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Boxer Brückner

■ Bruder von Exsenator Herbert Brückner organisierte Millionenauftrag der St.-Jürgen-Klinik im Alleingang

Wilfried Brückner, Bruder von Bremens ehemaligem Gesundheitssenator und inzwischen zurückgetretenem SPD -Vorsitzendem, ist gelernter Maurer, weder auf Kopf noch Mund gefallen und laut Selbstauskunft „Boxer vor Ort“ im Krankenhaus St.-Jürgen-Straße. Ein handfester, patenter Typ, dem das Krankenhaus - nach Aussage seines kommissarische Leiters Wilfried Bolles - immerhin zu verdanken hat, daß es dort seit gut einem Jahr eine moderne Zentralküche gibt.

Nichts gegen Wilfried Brückner - aber daß die Abwicklung eines 6,4-Millionen-Auftrags einem als Verwaltungsangestellten nach BAT 6b (1750 Mark netto) eingestuften Maurer zu verdanken sei, stimmte den Untersuchungsausschuß gestern doch nachdenklich. Vor allem, wenn man die besonderen Widernisse bedenkt, mit denen Brückner sich als „Bauleiter vor Ort“ rumzuschlagen hatte: Die Aufstellung, die „Generalunternehmer“ Wilfried Wosmann der Klinik-Buchhaltung „pro forma“ über die Umbaumaßnahmen zugestellt hatte, war nach Überprüfung des

Hochbauamtes völlig unbrauchbar. Brückner: „Wenn wir danach gebaut hätten, wäre 'nen Tanzschuppen rausgekommen, aber nie im Leben 'ne Krankenhausküche.“ Die Folge: Klinikchef Galla schmiß nicht etwa seinen „Generalunternehmer“ aus dem Krankenhaus, sondern das Hochbauamt. Als auch Brückners Dienstvorgesetzter sich über die schlampige Planung des von Galla beauftragten Unternehmens beschwerte, wurde auch ihm die Zuständigkeit entzogen. Übrig blieb Wilfried Brückner, der sich mit seinem in Ungnade gefallenen Vorgesetzten obendrein nur noch heimlich verständigen durfte. Trotzdem: die Küche steht.

Selbst wenn einzelne Ausschußmitglieder sich vor Brückners Vernehmung auf eine „Filzgeschichte“ (Motto „Ex -Gesundheitssenator organisierte Karriere seines Bruders in St.-Jürgen-Klinik“) gefreut haben sollten - nach Brückners Aussage glaubte selbst CDU-Mitglied Klein: „Eigentlich müßte man über eine Gehaltsaufbesserung für Sie nachdenken.“

K.S.

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