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Lateinamerika: 90.000 Verschwundene

■ Vereinigung der Angehörigen von Verhafteten und Verschwundenen legt Bericht zur Lage in Demokratien und Diktaturen vor / Verhältnisse im sozialdemokratisch regierten Peru am schlimmsten

Bogota/Lima/Santiago (ips) - 90.000 Menschen sind in ganz Lateinamerika als Verschwundene registriert, von weiteren Tausenden fehlt jegliche Spur. Dies geht aus dem Abschlußbericht des achten Kongresses von FEDEFAM hervor, der am vergangenen Samstag in Bogota zu Ende ging. Pamela Pereira, die chilenische Vorsitzende der „Vereinigung von Angehörigen der Verhafteten und Verschwundenen Lateinamerikas und der Karibik“, erklärte darüber hinaus, daß auf Länder wie Peru, Kolumbien, Guatemala und El Salvador „wegen der äußerst ernsten Menschenrechtslage besonderes Augenmerk gelegt werden müsse“.

In keinem Land Lateinamerikas seien Menschen davor sicher, entführt und in einem Auto ohne Nummernschilder vor ein „Tribunal“ von Vermummten geführt zu werden. Angestellte, Studenten, schwangere Frauen, Bauern, Ureinwohner, Arbeiter und Kinder, die nicht einmal zwischen Diktatur und Demokratie unterscheiden können, stünden, so Pereira, auf der endlos langen Liste von Verhafteten und Verschwundenen, deren Angehörige sich in FEDEFAM zusammengeschlossen haben. Die Organisation hat beratenden Status beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen (ECOSOC).

Weiter erklärte Pereira, daß die genannten Länder, die sich als Demokratien bezeichnen und zivile Präsidenten haben, besonders zu beobachten seien. „Es gibt Parlamente, Judikaturen, politische Parteien, Staatsanwaltschaften... Aber die Menschen- und staatsbürgerlichen Rechte der Bewohner werden massiv und systematisch verletzt.“

In Guatemala, das seit 1985 vom christdemokratischen Präsidenten Vinicio Cerezo regiert wird, haben seit 1980 100.000 Kinder mindestens einen Elternteil durch politsche Gewalt verloren, 20 Prozent davon beide, wie aus einem Bericht des obersten Gerichtshofes des Landes hervorgeht.

Von Januar bis Juni 1988, so der FEDEFAM-Bericht, seien 418 Hinrichtungen und Morde verzeichnet worden. Außerdem habe es „in den letzten drei Jahrzehnten in Guatemala mehr als 100.000 Fälle von Verschwundenen und Ermordeten geben.“ Am schlimmsten ist die Lage in Peru, das vom „sozialdemokratischen“ Präsidenten Alan Garcia regiert wird. Laut Informationen der Staatsanwaltschaft und der Abgeordnetenkammer des Landes sind dort zwischen Juli 1980 und Dezember 1987 8.000 Personen gewaltsam ums Leben gekommen. Die Zahl der Verschwundenen belief sich zwischen 1983 und 1988 auf mehr als 3.000.

Mit 12.000 Toten - in ihrer übergroßen Mehrheit unschuldige Campesinos - und 100.000 Emigranten bezifferte Sinesio Jarama, General im Ruhestand, vergangenen Freitag die Auswirkungen des internen Krieges im andinen Hochland zwischen Armee und Guerilla.

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