: Sparzwang im Dritten
■ Ab Januar neue Programmstruktur im 3. Fernsehprogramm von RB, SFB und NDR / Etat 1989 um 50 Prozent gestrichen / Programm heißt künftig nur noch „N3“
Mit einer neuen Programmstruk tur, einem neuen Signet und einem möglichst norddeutschen Profil wollen sich die in der Fernseh-Nordkette zusammengeschlossenen Sender NDR, Radio Bremen und Sender Freies Berlin ab Januar präsentieren. Hintergrund für die Umstellungen ist vor allem die drastische Beschneidung des Etats. Stand etwa dem NDR noch in diesem Jahr eine Summe von knapp 35 Millionen Mark für seine Sendungen im dritten Fernsehprogramm zur Verfügung, so werden es im kommenden Jahr nur 18,5 Millionen Mark sein - das Budget wurde um 46,8 Prozent gekürzt.
Die Programmacher von „N3“, wie das dritte Programm im Norden künftig heißen wird, wollen aus der Not eine Tugend machen. NDR-Programmdirektor Rolf Seelmann-Eggebert verspricht „ein klar erkennbares Schema“, „das im Wettkampf der vielen Anbieter auf Jahre Bestand haben kann“. Sein griffiges
Motto: „Übersichtlich, intelligent, norddeutsch.“
Übersicht sollen die Zuschauer vor allem bei den diversen „Farben“, wie die Sparten genannt werden, bekommen. Etwa so: Nach der Tagesschau kommt von Montag bis Donnerstag Aktuelles - von der Wirtschafts- über die Politik- und Kultur- bis zur Sport-Farbe“. Für den Freitag ist, die Kostenfrage schimmert überall durch, eine Recyclingsendung aus den Regionalprogrammen geplant. Was aus „Hamburger Journal“, „Hallo Niedersachsen“, „Buten & Binnen“ oder der Berliner „Abendschau“ von überregionalem, norddeutschen Interesse ist, wird dort aufgewärmt. „Extra drei“, das beliebte Politmagazin mit satirischem Einschlag, verliert seinen angestammten Platz. Wer es künftig sehen will, muß Donnerstags auf die Tagesthemen im Ersten Programm verzichten - „Extra drei“ beginnt dann um 22.45 Uhr.
Seelmann-Eggebert war sich
auf der gestrigen Präsentation mit seinem Bremer Kollegen Hans-Werner Conrad und dem Berliner Sendeleiter Ulrich Anschütz einig, daß das Credo für „N 3“ nur an dieser Stelle durchbrochen werde - ein „Komplementärprogramm“ zu ARD und ZDF zu bilden. Ansonsten will man auf „Massenattraktivität zur Hauptsendezeit“ verzichten und ganz bewußt auch Minderheitenprogramme senden.
Beispielsweise der „Großen Abend“ am Samstag. Ab 21.15 Uhr können sich diejenigen, denen bei Thomas Gottschalk, Rudi Carell oder Frank Elstner das Abendessen hochkommt, bei Oper, Ballett, Theater, bei Dokumentarfilmen oder filmischen Experimenten interessiert zurücklehnen. Neue Produktionen sind allerdings nicht zu erwarten (das liebe Geld!). Doch die drei norddeutschen Sender verfügen über große Archive.
Und die werden sie auch nutzen müssen, wenn an den anderen
Abenden der Genre-Spielfilm (Montag), das Fernsehspiel (Dienstag), der Film-Club (Mittwoch) oder der populäre Spielfilm (Donnerstag) - jeweils ab 21 Uhr - ausgestrahlt werden soll. Mit den Senderechten ist es wie beim Fußball: Die Preise ziehen kräftig an.
Preisgünstiger wird wohl die Produktion der „Norddeutschen Profile“ sein, so der programmatische Titel einer künftigen Reihe. Frauen und Männer, „die dem Norden Profil geben und sich selbst im oder mit dem Norden profiliert haben“, sollen im Gespräch vorgestellt werden. „Der Zuschauer weiß nie so recht“, begründet Seelmann-Eggebert die neue Schwerpunktsetzung, „ob er nun einen Berliner, einen Hamburger oder einen Bremer Sender eingeschaltet hat“.
Hamburger, Niedersachsen und Bremer werden eine Sendung aus Berlin jedoch künftig vermissen: die Talk-Show „Berliner Platz“.
Axel Kintzinger
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