: Polizei-Slogan aus der Nazi-Zeit
Berlin (taz) - Eine Polizeidirektion hat Probleme. „Die Polizei - Dein Freund und Helfer“, das soll künftig niemand mehr sagen - zumindest nicht die Polizei selbst, die sich damit bislang gerne selbstgefällig schmückte. Denn der Slogan ist historisch vorbelastet. „Den hat der Himmler gebraucht, und wir Polizisten haben es nicht nötig, uns mit Propaganda-Sprüchen der Nazis zu schmücken.“ So erläutert Gerhard Mayer vom Augsburger Polzeipräsidium, warum man dort den Ausspruch für nicht besonders glücklich halte. Mayer verweist darauf, daß SS-Reichsführer Heinrich Himmler in einer Rede vom 17.Dezember 1934 unter anderem folgenden Satz gesagt hat: „Die Polizei im nationalsozialistischen Deutschland hat es sich zum Ziel gesetzt, vom deutschen Volk als sein bester Freund und Helfer, von Verbrechern und Staatsfeinden als schlimmster Gegner angesehen zu werden.“ Der Hinweis fiel am Rande eines Pressegespächs der Augsburger Polizei. Nicht zum ersten Mal habe man diese Bedenken geäußert, sagt Herr Mayer. Darum ist er erstaunt, daß sie jetzt von einer Nachrichtenagentur in alle Redaktionen geschickt werden. Aber nach einer Jenniger-Rede und nach dem Kohl-Wort der „Volksverhetzung“ an die Adresse der SPD sind eben alle etwas sensibler. Man kann ja nie wissen - und man weiß ja auch tatsächlich nie.
Urs
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen