: Ministerkandidatin: Nichts gewußt
Die Kandidatin der CDU-Frauen für die Süssmuth-Nachfolge: Vom NSDAP-Beitritt nichts erfahren, Mitgliedskarte nie erhalten / Verhülsdonk nennt ihre Familie regimekritisch / Historiker: Zweifel angebracht ■ Von Helga Lukoschat
Berlin (taz) - „Ich habe zu keiner Zeit einen Aufnahmeantrag in die NSDAP gestellt.“ Roswitha Verhülsdonk, Wunschkandidatin der CDU/CSU-Frauengruppe im Bundestag für die Süssmuth-Nachfolge, hat erneut erklärt, daß sie ohne ihr Wissen am 20.April 1944 in die NSDAP aufgenommen wurde. Der taz sagte die CDU-Politikerin, von ihrer Mitgliedschaft Nummer 9690514 - habe sie erst durch eine Veröffentlichung des 'Spiegel‘ im November 1983 erfahren, die sie anfangs für eine „Erfindung“ gehalten habe.
Daraufhin habe sie sich beim Berliner Document Center erkundigt. Die Unterlagen des Document Center liegen zum Teil auch der taz vor. Aus ihnen geht hervor, daß der für Koblenz zuständige Gau-Schatzmeister der NSDAP, Walter Sammler, eine Liste mit Namen von 500 Jugendlichen des Jahrgangs 1927 an die Reichsleitung zur Aufnahme in die NSDAP übersandt hatte. Dabei handelt es sich um „500 Aufnahmescheine mit Fragebogen“. Die Aufnahme, die mit Wirkung zum 20.April 1944 erfolgte, wird in einem Schreiben der Partei-Reichsleitung vom 17.März 1944 bestätigt. Weiter heißt es in dem Schreiben, daß anliegend die Mitgliedskarten übersandt werden. Und: Die neuen Mitglieder sollten bei der Aushändigung der Mitgliedskarten auf die Meldevorschrift hingewiesen werden. Frau Verhülsdonk erklärte, ihr sei die betreffende Mitgliedskarte nie ausgehändigt worden.
Außerdem wäre sie schon deshalb „nie in die NSDAP“ eingetreten, weil ihre Familie gegenüber den Nationalsozialisten „kritisch“ eingestellt gewesen wäre. Den Eintritt ihres Vaters, Rudolf Woll, am 1.September 1939 begründete sie mit dem Druck, der auf ihn ausgeübt worden sei. Dagegen hatte eine frühere Mitschülerin der Kandidatin aus Koblenz öffentlich erklärt, ihr sei von einer Verfolgung der Familie nichts bekannt gewesen, eine Versetzung des Vaters, der Lehrer war, sei nicht als Fortsetzung Seite 2
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