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Finger von der Politik-betr.: "Bonner Alkis", taz vom 23.11.88

betr.: „Bonner Alkis“,

taz vom 23.11.88

Die Tatsache als solche verwundert mich nicht; die Begründung von „Isolierung und pausenlose Überforderung“, speziell für Kandidaten der Regierung, finde ich etwas absurd.

Tatsache ist wohl, daß bei fast allen Menschen, die Suchtprobleme haben, eben diese Dinge auftreten. Hier tut sich nämlich die Frage auf „Wer war zuerst da, das Huhn oder das Ei?“. Das Problem liegt wohl eher im Wesenszug des Menschen, und eben dieser entscheidet darüber, ob oder ob nicht.

„Nachher“ ist dann - so wie hier mal wieder vortrefflich dargestellt eben die Isolierung und pausenlose ÜberforderungArbeit (bei anderen Süchtigen ist es Familie, Freunde, die sie nicht verstehen, etc.), der Grund. Aber daß eben genau diese Menschen mit Suchttendenzen solche Arbeit bevorzugen bzw. sich Situationen schaffen, die die Alibifunktion („Schuld“) für ihre Sucht übernehmen sollen, das wäre wohl zu ehrlich (oder menschlich) für unsere Abgeordneten. Die Arbeit als Abgeordneter ist sicher hart; ein „gesunder“ Mensch kann seine Grenzen enger ziehen oder läßt eben ganz die Finger von der Politik.

Gabriele Horst, Kassel

Prost Mahlzeit! Die taz stolpert bereitwillig in jedes vor ihr aufgestellte Schnapsgläschen. Hochprozentige Vorurteile und nüchterne Heuchelei führen dazu, daß auch tazlerInnen gern mal doppelt sehen. Auch wir haben Detlef Kleinert von der FDP gesehen, wie er voll breit und extraknülle seinen Debattenbeitrag in den Bundestag rülpste. Uns kann die prozentgerechte Aufmischung des Themas durch „Panorama“ (von jeder Party ein saufendes PolitikerIn) nicht anschickern.

Uns graust vor der Vorstellung, wie diese Gesellschaft ins Schwanken käme, wenn Gevatter Alk und Mutter Valium nicht ihre ärgsten Wogen glätten würden (...)

Alka Selzer und Karl Kater

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