: Erster Felix für Kurzfilm
Europäischer Filmpreis für eine polnische Produktion ■ Aus Berlin Stefan Reinecke
Weder Wim Wenders „Himmel über Berlin“ (Preis für die beste Regie) noch Louis Malles „Au revoir les enfants“ (Bestes Drehbuch), die im Vorfeld als Favoriten gehandelt wurden, machten das Rennen. Den ersten europäischen Filmpreis erhielt ein spröder Film aus Polen, der mit dokumentarisch anmutender Sachlichkeit einen Mord und die Hinrichtung des Täters schildert. Mit dem Votum für Krzysztof Kieslowskis „Ein kurzer Film über das Töten“ wahrte die Jury unter Vorsitz von Isabelle Huppert nicht nur die Ost-West-Parität. Sie kürte auch einen Film, dessen Chancen, in den westeuropäischen Kinos gezeigt zu werden, nun unverhofft gestiegen sind.
Der zweite, ebenfalls mit 100.000 DM dotierte Hauptpreis für den besten jungen Film ging an Pedro Almodovars marktgängigere Komödie „Frauen am Rande eines Nervenzusammenbruchs“ (Spanien). Schätzungen zufolge sahen am Samstag abend 300 Millionen TV-Zuschauer die Vergabe der weiteren Felix-Statuetten: Max von Sydow wurde als bester Schauspieler für seine Rolle in „Pelle der Eroberer“ (Dänemark) ausgezeichnet, Carmen Maura (Spanien) als beste Schauspielerin, Curt Bois für seine Nebenrolle im „Himmel über Berlin“, Johanna Tersteege (Niederlande) für die beste weibliche Nebenrolle und Pelle Hynegaard (Dänemark) als bester Nachwuchsschauspieler. Ein Sonderpreis ging an die Ausstatter des sowjetischen Films „Ashik Kerik“. Für ihr Lebenswerk erhielt Marcello Mastroianni und Ingmar Bergman eine Auszeichnung.
Die Initiative für den etwas verschämt „Felix“ getauften Euro-Oscar war vom Berliner Kultursenator Hassemer ausgegangen. Ihm war es gelungen, 48 Wettbewerbsbeiträge aus den 27 filmproduzierenden europäischen Ländern nach Berlin zu holen.
Siehe Kommentar
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen