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„Filzokratische Diktatur“ mit Folgen

■ Bürgermeister stellt Ausschuß Ultimatum / Klein und Scherf unter Beschuß SPD: Klein hat sich unmöglich gemacht, FDP: Scherf hat Parlament mißachtet

Eine Reihe von Nachspielen hatte gestern die Vernehmung von Bürgermeister Henning Scherf vor dem St.-Jürgen-Ausschuß. Scherf selbst forderte den Ausschuß ultimativ auf, sinnentstellende Zitate seiner Aussagen „bis zum 1. Dezember, 12 Uhr genauso öffentlich, wie Sie meine verfälschte Aussage bekanntgeben haben“, richtigzustellen. Bis zum gleichen Zeitpunkt soll der Ausschuß seine „Mißbilligung“ gegenüber Scherf zurücknehmen, weil dieser zu einer kurzfristig angesetzten Gegenüberstellung mit dem SPD -Abgeordneten

Fritz Tepperwien nicht erschienen war.

Schelte mußte Scherf sich gestern von der Bremer FDP anhören. Deren Fraktionschef Claus Jäger nannte Scherfs Auftritt vor dem Ausschuß, insbesondere seine Ausfälle gegenüber dem CDU-Abgeordeneten Günter Klein „einen unerhörten Affront und Mißachtung eines parlamentarischen Gremiums“. Umgekehrt hat Klein sich für die Bremer SPD -Bürgerschaftsfraktion „als Ausschußmitglied unmöglich gemacht“. Klein hatte Scherf im Verlauf eines längeren Wort

gefechts „einen filzokratischen Diktator“ genannt und seine Pensionierungsverhandlungen mit Galla als „unmoralisch“ bezeichnet. Wertung der SPD-Fraktion: „In einem gerichtlichen Verfahren würde er mit Sicherheit als befangen von den weiteren Untersuchungen auszuschließen sein.“

Andreas Lojewski, Mitglied der SPD-Fraktion und Ausschußvorsitzender, lehnte gestern jede Wertung der unverhohlenen Rücktrittsforderungen an Klein ab: „Wir gehen zur Tagesordnung über.“

K.S.

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