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Nichts zu verbergen-betr.: "Ausflug ins gelobte Land", taz vom 18.11.88

Betr.: „Ausflug ins gelobte Land“, Letzte Seite, taz vom 18.11.88

Dich hat sie also auch begeistert, die Fahrt der SEW -Neukölln ins gelobte Land. Schnaps hat übrigens nur einer gesoffen. Und Busse werden am Grenzübergang Invalidenstraße eigentlich immer links vorbeigelotst - zugegeben, mal geschickt, mal weniger.

Doch unsere Neuköllner Alt-Kommunisten wie eine vom Aussterben bedrohte Tierart zu beschreiben, paßt nicht in die Zeit. Auch nicht in die taz, deren Interesse - Lebens und Kampferfahrung älterer Bürger zu vermitteln - in letzter Zeit spürbar ist. Für uns ist es jedenfalls undenkbar, die Alten außen vor zu lassen. Sie sind ein selbstverständlicher Teil von uns. Ihre Erfahrungen sind nicht nur für uns unverzichtbar.

Ich weiß nicht, ob Du Dich zur Linken zählst, immerhin wertest Du, wer ein Kämpfer ist. Sei sicher, wenn es um die Wahlen geht, träumen wir nicht nur. Wir tun was, weil es dieser Stadt verdammt gut bekäme und die Linken stärken würde, wenn die Kommunisten bei den Wahlen zulegen - das wäre ein wenig Perestroika auch hier.

Schreib doch übrigens auch mal etwas aus anderen Bereichen unserer Arbeit, wo Dein liebevolles Mitleid nicht mehr so zu triefen brauchte. Zum Beispiel über unsere Wohn- und Betriebsgruppen, Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit, Schulungs- und Solidaritätstätigkeit, Mitwirkung in Bündnissen und Initiativen, die antifaschistischen Aktionen, unsere praktische Politik vor Ort - Veteranenarbeit natürlich ausgeschlossen.

Du brauchst Dich dabei weder zu verkleiden noch einzuschleichen. Vor einem taz-Redakteur haben wir (fast) nichts zu verbergen - nicht einmal unsere Tränen.

Volker Junge, SEW-Kreisvorsitzender in Neukölln

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