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USA entscheiden über Koskotas-Auslieferung

Griechenlands Regierungspartei Pasok im Dilemma / Offensichtlich ist die Regierung an einer Auslieferung des Betrügers nicht interessiert  ■  Von Nils Kadritzke

Berlin (taz) - Nachdem sich der Großbetrüger Koskotas auf US -amerikanischen Boden geflüchtet hat, gleicht die Situation der griechischen Regierung der eines Käfers in Rückenlage. Während Koskotas behauptet, aus Angst vor Mordanschlägen griechischer Agenten von Brasilien nach Boston geflogen zu sein, verbreitet der Athener Regierungssprecher eine ähnlich tollkühne Theorie: Koskotas sei zum Instrument finsterer Mächte geworden, denen er jetzt die „goldene Gelegenheit“ für eine Destabilisierungskampagne gegen Papandreou und die regierende sozialistische Partei Pasok zu bieten habe. Das kommt dem Eingeständnis gleich, daß man sich durch US -Agenturen erpreßbar sieht, falls Koskotas sich entschließen sollte, über seine Athener politischen Verbindungen „auszupacken“. Die Öffentlichkeit steht fassungslos vor der Tatsache, daß ihre Regierung sich offenbar zur politischen Geisel des stets bemißtrauten großen Nato-Bruders gemacht hat.

Ob Koskotas nach Griechenland ausgeliefert wird, entscheidet sich heute. Es sieht ganz so aus, als seien die Athener Behörden - in eigenartiger Übereinstimmung mit Koskotas - an einer Auslieferung nicht interessiert. Dafür sprechen auch die Umstände, die über die Flucht des Betrügers bekanntgeworden sind. Erstens konnte sich dieser (im Privatflugzeug eines Geschäftspartners) unter Benutzung der staatlichen Flughäfen von Skiathos und Athen auf die Reise machen. Zweitens wurden ihm von der griechischen Polizei zwei Tage Vorsprung auf den Weg gegeben. So lange dauerte es, bis die Mitteilung an Interpol abgefaßt war, mit der drittens nicht etwa die Verhaftung des Flüchtigen beantragt, sondern lediglich um Ermittlung seines Aufenthaltsortes gebeten wurde.

Beredtster Ausdruck des Pasok-Dilemmas ist, daß der Minister ohne Portefeuille, Kostas Laliotis, vor zwei Tagen von seinem Amt, das er gerade zehn Tage innehatte, zurückgetreten ist. Und daß die Wahl eines neuen Politbüros immer wieder aufgeschoben wurde, weil sich wichtige Figuren wie Parlamentspräsident Alevras weigern, die Verantwortung für den selbstmörderischen Parteikurs mitzutragen. Seit Montag hat die anstehende innerparteiliche Zerreißprobe eine dramatische Dimension dazugewonnen: Nach Aussagen des stellvertretenden Erziehungsministers Tsoumakas hat die Führung des regierungstreuen Gewerkschaftsverbandes das Ergebnis der jüngsten Vorstandswahlen „vorfabriziert“, um eine mögliche innerparteiliche Opposition im Keim zu ersticken.

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