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Gärtner vergiftet

■ Senats-Untersuchung: Jeder dritte Kleingarten ist mit hochgiftigen Schwermetallen verseucht / Stadtrat Spatz (AL) veröffentlicht Untersuchung, Umweltsenator schweigt

In jedem dritten Kleingarten in Berlin sind Boden und Pflanzen stark mit Schwermetallen verseucht. Das behauptete gestern der Wilmersdorfer Gesundheitsstadtrat Spatz (AL). Er beruft sich dabei auf eine ihm vorliegende repräsentative Untersuchung der Senatsumweltverwaltung - nach Informationen der taz zu Recht.

In jedem dritten untersuchten Garten wurde demnach soviel Schwermetall im Boden und in Testpflanzen gefunden, zitierte Spatz die Umweltverwaltung, daß „die derzeitige Nutzung dort zum Teil als problematisch bis gesundheitsgefährdend angesehen werden muß“. 342 von 1.017 untersuchten Parzellen und 40 von 169 Kolonien seien betroffen, teilte Spatz weiter mit. Insgesamt gibt es etwa 48.000 Kleingärten in der Stadt.

Der Sprecher der Umweltverwaltung, von Bargen, dementierte die Existenz der Untersuchung gestern nicht, sprach jedoch von einem „alten Problem“. Umweltsenator Starnick habe die Laubenpieper schon vor einem dreiviertel Jahr aufgerufen, sich „individuell vom Pflanzenschutzamt beraten zu lassen“. Probleme mit Schwermetall hätten Kolonien mit verseuchtem Boden nur beim Anbau bestimmter Pflanzen. Ursache der Verseuchung, bestätigte von Bargen, seien Altlasten und Altdeponien im Boden.

„Wirkliche Empörung“ äußerte dagegen gestern auf taz -Anfrage der Landesvorsitzende des Berliner Kleingärtnerverbandes, Jürgen Hurt. Sollten die Untersuchungsergebnisse zutreffen, so Hurt, „hätten wir informiert werden müssen“. Eine Information der Öffentlichkeit sei „geplant“, versicherte gestern von Bargen. Die Untersuchung liegt allerdings nach taz -Informationen bereits seit einigen Wochen vor.

Nach den Angaben von Spatz wurden in den Testpflanzen Tomaten, Sellerie und Grünkohl - Cadmium-Konzentrationen von zehn bis zwölf Milligramm pro Kilo gefunden. Erlaubt sind für Lebensmittel ganze 0,02 Milligramm. Häufig sei das zehn bis 15fache erreicht worden, berichtete Spatz.

hmt

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