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Torin-betr.: "Die Journalistin als Mitgliedin", taz vom 26.11.88

betr.: „Die Journalistin als Mitgliedin“, taz vom 26.11.88

Ich verstehe nicht, daß Feministinnen partout auf diese weiblichen Endungen bestehen, selbst dann, wenn ein Wort dem sächlichen Geschlecht angehört, so daß doch zu seiner Entmännlichung sozusagen, um die es sonst ja zu gehen scheint, überhaupt kein Anlaß besteht. Statt dessen wird durch das gedankenlose - wie ich unterstelle, da jedes Nachdenken diesen Vorschlag verwerfen muß - Anhängen der Endung „-in“ an das Wort „Mitglied“ die Bedeutung dieses Wortes entstellt und semantischer Unfug produziert, bedeutet doch das Wort „Glied“ im übertragenen, hier vorliegenden Sprachgebrauch nichts anderes als „Teil eines Ganzen“, „Verbindungsstück einer Kette“ oder ähnliches (Duden, Bd.7), das heißt, es wird zu einem übergeordneten Anderen (einem Ganzen) zum Ausdruck gebracht, seine Bedeutung liegt mithin in der Benennung einer Beziehung (siehe auch Mitglied, Glied mit/unter anderen Gliedern), nicht in der Charakterisierung dieses Verbindungsteils hinsichtlich welcher Merkmale auch immer.

Preisfrage an alle Sprachvergewaltigerinnen: Die Zukunft sei weiblich, heißt es. Dann ist doch das Tor, das auf dem Weg in diese Zukunft zu durchschreiten ist, eine Torin, oder nicht?

Gisela Haehnel, Köln 41

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