: Big Brother-betr.: "Verfassungsschutz in der taz", taz vom 28.11.88
betr.: „Verfassungsschutz in der taz“, taz vom 28.11.88
Ich dachte, ich lese nicht recht: „Appell und Forderung an die Regierungen Frankreichs, Großbritaniens und der USA.“
Ihr wendet euch allen Ernstes an Frau Thatcher, Herrn Mitterand und die Reagan-Administration. Wohlgemerkt, an die Regierungen wendet sich die taz hilfesuchend, nicht etwa an die Parlamente oder die demokratische Öffentlichkeit dieser Länder.
Wollt Ihr nicht sehen, daß genau diese Regierungen dem VS und den alliierten Geheimdiensten erst die Möglichkeit geben, derart weitgehend zu operieren? Diese Schweinereien passieren doch nicht trotz, sondern wegen der unbeschränkten und demokratisch nicht kontrollierten alliierten Rechte in Berlin (West). Euer Appell wirkt deshalb hilflos, politisch desorientiert und peinlich.
Und warum Klaus Hartung in seinem Kommentar unbedingt die Stasi aus Berlin (Ost) ins Spiel bringen muß und nicht den französischen Geheimdienst, der Schiffe versenkt und dabei Leute tötet, und nicht die britische Staatssicherheit, die vermeintliche IRA-Leute offen umlegt, und auch nicht die CIA, die Morde und Militärdiktaturen organisiert, bleibt sein Geheimnis. Oder hat das was mit den Adressaten des taz -Appells zu tun?
Rüdiger Jung, Berlin
Ich protestiere schärfstens gegen die erfolgte Überwachungsaktion bei Euch. Ich kann nach Gesprächen auch im Namen anderer Autoren protestieren. Solche Einmischung der Geheimdienste hat leider auch eine abschreckende Wirkung für die künftige Zusammenarbeit mit Euch von dieser Seite aus. Damit wird also die Berichterstattung über Berlin (DDR) boykottiert. Wir als Autoren wollen uns weder von den eigenen noch von fremden Nachrichtendiensten in die Briefe sehen lassen.
Lutz Rathenow, Schriftsteller, DDR
Unglaublich... die taz, ein Tarnunternehmen des Verfassungsschutzes? Ja, grüß Gott aber auch! Glaubt Ihr, daß Berlin die Ausnahme sei, weil's dort kein Verfassungsgericht gibt? Müllenbrock, Wagner, Kewenig sind austauschbar. Wenn sich jetzt nix tut, dann gute Nacht. Geschmierte Politiker, gekaufte Parteien, parteiproporzte Richter und jetzt auch eine Presse, die vor der Verfassung geschützt wird. 40 Jahre Demokratie sind genug! Gründet revolutionäre Logen.
Bernd Sonneck, Althütte
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