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Luftpiraten wieder in Moskau

Israel schickte fünf Flugzeugentführer aus der UdSSR sofort zurück / Shamir verweigert Asyl / Abwicklung der Affäre führt zu Verbesserung der Beziehungen zwischen beiden Staaten  ■  Aus Tel Aviv Amos Wollin

„Ende gut, alles gut“, sagten Israels Regierungsbeamte nach Abflug der beiden Aeroflot-Maschinen vom Ben Gurion -Flugplatz bei Tel Aviv Samstag nacht. Die beiden Flugzeuge brachten die gefesselten fünf Sowjetbürger in die Heimat zurück, aus der sie am vorhergehenden Freitag nach Israel entkommen wollten, nachdem sie sich durch Geiselnahme von Schulkindern zwei Millionen Rubel und ein Flugzeug für ihre Flucht ins Ausland erpressen konnten. Israel, Pakistan oder Südafrika hatten sie sich ausgesucht, weil diese Staaten mit Moskau keine diplomatischen Beziehungen haben und beide als „hart antisowjetisch“ gelten.

In Israel hatte man zuerst angenommen, daß es sich um „jüdische Auswanderer“ handelt. Erst später stellte sich heraus, daß weder die erwarteten Kinder noch jüdische Emigranten auf der Reise waren, sondern fünf Räuber, deren Bandenchef beim Verhör durch die israelische Polizei zu Protokoll gab, daß er mehr als 13 Jahre in sowjetischen Gefängnissen saß - wegen einer Reihe von Einbrüchen. Auf dringende Bitte der Sowjetbehörden und im Einverständnis mit dem Außenministeramt in Jerusalem beschloß Ministerpräsident Shamir, den um Asyl suchenden Flugzeugentführern die Einreise zu verweigern. Der sowjetische Außenminister Schewardnadse dankte dem Chef der israelischen Konsularmission in Moskau, Arie Levin, für Israels „guten Willen und resolutes Handeln bei der Unterdrückung illegaler Aktionen“, und Außenminister Peres gab hier der Hoffnung Ausdruck, daß bald Wege gefunden werden, um das neugefundene Einverständnis zwischen den beiden Ländern zu vertiefen.

Beamte des israelischen Außenministeriums stellten mit Genugtuung fest, daß es zu einer wesentlichen Besserung der Beziehungen zu Moskau gekommen ist, und daß erstmalig ein ausführliches Gespräch zwischen Schewardnadse und dem Chef der israelischen Konsularmission in Moskau stattgefunden habe, das sogar vom sowjetischen Fernsehen ausgestrahlt wurde.

Israelische Regierungsvertreter nehmen an, daß die intime Zusammenarbeit mit Hilfe der Konsularmissionen in Tel Aviv und Moskau zu einer Normalisierung in den diplomatischen Beziehungen führen wird.

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