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Licht im afrikanischen Kino

■ „Yeelen“ von Souleymane Cisse aus Mali ist ein Film über afrikanische Zauberkunst und in seiner fremden Schönheit selber cineastische Magie: Ab heute im Kommunalkino/Cinema

Als Objekt der filmischen Begierde ist Afrika schon oft auf der Leinwand zu sehen gewesen. Von „Tarzan“ über „African Queen“ und „Hatari“ bis „Jenseits von Afrika“ haben Weiße sich die Exotik der Schauplätze und „Eingeborenen“ zu Nutze gemacht: mal gelungen, mal peinlich; auch mit politischem Bewußtsein und Sympathien für die Afrikaner, aber letztlich riechen alle diese Filme doch ein wenig unangenehm nach Kolonialismus. Und weil die Filmkunst zu den sehr teuren Musen gehört, war es in Afrika selbst bis jetzt nur in Ansätzen möglich, eine eigene cineastische Kultur zu entwickeln. Souleymane Cisse aus Mali studierte an der Moskauer Filmschule, mit europäischen Finanzmitteln war es ihm möglich, den wohl ersten großen afrikanischen Film zu drehen.

„Yeelen“ heißt „Das Licht“, und auf unterschiedlichen Ebenen ist Licht im Zentrum des Films. Ein gleißendes, zerstörendes Leuchten ist die größte Magie in dieser mythischen Geschichte vom guten und bösen Zauber; vom Meister der geheimen Riten, der nicht zulassen will, daß sein Sohn ihm in der magischen Kunst gleichkommt. Mit seiner Mutter ist der junge Nianankoro auf der Flucht vor seinem Vater, der Hühner verbrennt und einen Albino opfert, um dem magischen Pfahl „Kolonkalanni“ die Macht zu verschaffen, die beiden überall aufzuspüren und zu vernichten. Nur mit der Hilfe des „Flügels von Kore“, kann der Sohn dem

widerstehen. Auf der Reise zu diesem heiligen Zepter lernt er, seine Magie einzusetzen, er verteidigt ein Dorf gegen feindliche Krieger, aber schwängert auch die jüngste Frau des Königs. Am Ende dieser Odyssee steht dann der Showdown, bei dem sich alles in vernichtendem Licht auflöst.

Auch ästhetisch ist das Licht im Zentrum. Sehr sanfte, warme Braun- und Gelbtöne herrschen vor und stehen im Kontrast zu den verschiedenen Abstufungen der schwarzen Hautfarbe. Da es fast nur Außenaufnahmen gibt, konnte für dieses spezielle Licht nur am frühen Morgen und am Abend gedreht werden. Die meisten Einstellungen sind totale und Großaufnahmen; die Kamera wandert oft am Körper des Menschen entlang, oder sie präsentiert mit einem langsamen Schwenk die Landschaft. Die Schönheit, Würde und Energie der Personen wird auf eine Ebene mit Malis riesigen, oft unwirtlichen Savannen, Gebirgen, Wüsten und Wäldern gestellt.

Cisse präsentiert die Kulte der Bambaras weder als unterhaltsame, exotische Spektakel noch

als ethnographische Schmetterlingssammlung. Er zeigt die Rituale und phantastischen Vorkommnisse ohne das Augenzwinkern des Märchenerzählers, eher mit der Ernsthaftigkeit dessen, der Zeugnis ablegt vom Reichtum und der Lebendigkeit afrikanischer Kultur. Die Special Effects sind nur ganz sparsam eingesetzt, aber wirken vor dem realistischen Hintergrund der afrikanischen Landschaft und dem epischen Erzählstil unverbraucht und von einer magischen Unschuld, die Hollywood wohl nie hatte. Eine Komo-Zeremonie, die von realen Initierten des Bambaraskultes ausgeführt wird, ist als dokumentarisches Material genauso phantastisch wie die Tricks aus der Filmkiste.

„Yeelen“ erhielt '87 in Cannes den Preis der Jury. Hoffentlich leuchtet dieses Licht des afrikanischen Films von nun an beständig, denn das Kino braucht dringend solche

-ganz andere - Schönheit in neuen Geschichten und Bildern.

Wilfried Hippen

Cinema/Kommunalkino 18.45 Uhr

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