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KOMMENTARKölner Kirchenkampf

■ Wird im Erzbistum Köln das Konkordat gekündigt?

Die mit viel Spektakel ausgetragene Auseinandersetzung um die Einhaltung des Konkordates bei der Berufung des Kölner Erzbischofs ist ein Paradoxon. Im Jahre 1929 war das Preußen –Konkordat zwischen dem Vatikan und den Regierenden abgeschlossen worden, um die Kirche mit ihren gesellschaftspolitischen Freiräumen vor den Übergriffen des Staates zu schützen. Anno 1988 nun soll ausgerechnet der Staat die Autonomie der ohnehin von Rom entmündigten Ortskirchen retten – auf der Grundlage des Konkordats versteht sich.

Und tatsächlich läßt Regierungschef Rau, der sich der Rückendeckung der über ihren Pontifex empörten Kölner Katholiken sicher sein kann, gegenüber Rom die Muskeln spielen. Doch im Ernstfall wird es Rau bei dieser Drohgebärde belassen müssen. Der Klerus und die Kirchenfunktionäre würden dem roten Regierungschef sofort in den Rücken fallen, falls er tatsächlich den staatlichen Geldhahn für katholische Privatschulen und Sozialeinrichtungen zudrehen würde.

Das weiß natürlich auch der Polen-Papst, der es den renitenten rheinischen Katholiken mit der Berufung des erzkonservativen Kardinals Meisner nun erst recht zeigen will. Offensichtlich hat Wojtyla seinen Schäfchen im Rheinland, die in Rom als lebenslustig verschrieen sind, schon länger mißtraut. Warum sonst legte er soviel Wert auf einen Statthalter, der „Erfahrungen mit sozialistischen Ländern und in der Auseinandersetzung mit dem Atheismus“ haben müsse? Da will der Pontifex rechtzeitig gegensteuern, bevor ihm das größte und reichste Bistum womöglich aus dem Ruder läuft – selbst wenn er kirchenpolitisch viel Porzellan zerschlägt.

Johannes Nitschmann

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