: Kein Totschlag
■ Gericht verordnete Tapetenwechsel nach Messerstecherei
Als Ali C. gestern morgen den Gerichtssaal betrat, drohten ihm noch 4 1/2 Jahre Haft. Auf dieses Strafmaß hatte die Staatsanwaltschaft plädiert, weil C. ihrer Auffassung nach versucht hat, seine Frau und seine Schwiegermutter zu töten. (vgl. taz vom 8.112.) Gestern nachmittag saß C. als zwar vorbestrafter, aber freier Mann in einem Zug nach Frankfurt. Wie sein Verteidiger Erich Joester war auch das Gericht zu der Überzeugung gekommen: C. wollte seine Frau nicht umbringen, als er sie mit 2,2 Promille im Blut sieben Mal mit einem Messer stach. Wegen gefährlicher Körperverletzung wurde C. zu einer Strafe von 16 Monaten, zur Bewährung auf drei Jahre ausgesetzt, verurteilt.
In Absprache mit seinem Anwalt hat C. selbst einen ungewöhnlichen Vorschlag gemacht: Um sich weder dem Kneipen -Getratsche über die angebliche Untreue seiner Frau noch dem verhängnisvollen eigenen Suff auszusetzen, werde er unmittelbar nach der Verhandlung nach Frankfurt abreisen. Dort will und muß C. jetzt eine Alkoholtherapie aufnehmen. Wenn sie erfolgreich abgeschlossen ist, hat er nicht nur eine Auflage des Gerichts erfüllt, sondern auch einen Wunsch seiner Frau. Mit einem „trockenen“ C. will sie es noch einmal versuchen.
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