: König Ubu-betr.: "Pataphysik", taz vom 3.12.88
betr.: „Pataphysik“,
taz vom 3.12.88
Ein besonders deftiges „Scheißdr“ gab König Ubu, Doktor der Pataphysik, heute morgen von sich. Er hatte sich mit der taz in sein Kabinett der physischen Notwendigkeiten verzogen und stieß auf den Artikel von N.Tefelski. Mutter Ubu leidet seither schrecklich unter seinen Drohungen (u.a. „Herausreißen des Hirns durch die Fersen“). Um ihr in schwesterlicher Solidarität die Tortur zu ersparen, muß ich einfach richtigstellen: Also, oh, die vielen Namen, die Herr T. da droppen läßt. Als seien das alles Pataphysiker gewesen.
Dabei haben sie fast nichts verstanden, sondern die Wissenschaft von den Phantasielösungen und den Ausnahmen nur für ihre mickrigen Kunstzwecke gefleddert. Aber die P. ist keine Leiche, sondern eine Wissenschaft, deren Notwendigkeit sich allgemein bemerkbar machte, als König Ubu sie erfand. Diese Notwendigkeit besteht bis heute! Man/frau muß sie nur als Wissenschaft ernstnehmen, mit ihren festen Regeln und objektiven Methoden. Dann erkennt man/frau leicht ihre ethisch-moralische Begründung.
In dem fundiertesten Lehrbuch der Pataphysik, das T. natürlich nicht kennt, heißt es: „Wie der Zauberlehrling sind wir Opfer unserer Erkenntnis - vor allem unseres wissenschaftlichen und technischen Wissens. In der Pataphysik liegt die einzige Verteidigung gegen uns selbst“ (Th.M.Scheerer, „Phantasielösungen“, Rheinbach-Merzbach, S.30).
Daher: Rettet den ethischen Kern dieser Wissenschaft (also der Wissenschaft schlechthin)! Schützt sie vor der Enthirnungsmaschine „Literaturbeilage“ und deren Maschinisten Tefelski. Bewahrt Mutter Ubu vor dem Wüten ihres königlichen Gemahls! Druckt so schnell wie möglich diese Zeilen! Dann beruhigt er sich wieder.
Lina, München 2
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