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Senators Schutz für Schwachhauser Bäume

■ Auf der Straße: BürgerInnen protestieren gegen Verkehrskonzept / Im Parlament: Umweltsenatorin Lemke relativiert Papier ihres Senatsdirektors / Opposition unterstützt dessen Überlegungen

Voll war's. Bunt war's. Laut war's. Die Bürgerinitiative „Keine Stadtautobahn durch Bremen“ hatte geladen, und gekommen waren so etwa 500 BremerIn

nen, um gegen eine „gigantische Straßenausbaupolitik“ im Allgemeinen und die geplante Verbreiterung des Concordia -Tunnels im besonderen zu demonstrieren.

Der Concordia-Tunnel, das akzeptieren auch die Bürgerinitiativler, muß erneuert werden. Was sie aber nicht wollen: Daß der neue Tunnel um 9,40 Meter brei

ter und um 50 Zentimeter höher wird als der jetzige.

„Der einzige Grund für diese unverantwortliche Maximalaufweitung ist der Wunsch ganz weniger Leute, die Schwachhauser Heerstraße auf die Maße einer Stadtautobahn verbreitern zu können“, donnerte Günter Knebel von der BI durch die viel zu weit aufgedrehte Lautsprecher-Anlage. Wenn Sonntagsreden oder Parteibeschlüsse der SPD ernst genommen würden, müßte der öffentliche Personennahverkehr schon längst ausgebaut sein, meinte er.

„Eine eindrucksvolle Demonstration“, befand Ortsamtsleiter Arnold Müller (SPD). Es gehe aber nicht alleine um den Concordia-Tunnel, das gesamte Verkehrskonzept müsse neu erarbeitet werden. „Nach den Prognosen wird der Autoverkehr in den kommenden Jahren um 28 Prozent zunehmen. Wir sind dabei, im Automief zu ersticken.“ Statt Straßen zu verbreitern, müßten die Autos aus der Innenstadt verdrängt werden. „Das ist in fast allen Städten erkannt worden, nur in Bremen nicht.“

Die Demonstration in Schwachhausen hatte gerade angefangen, als in der Stadtbürgerschaft die Diskussion über das Verkehrskonzept begann. Umweltsenatorin Eva-Maria Lemke -Schulte gab sich nachdenklich: „Bei diesem erheblichen Widerstand macht man sich schon Gedanken über ein anderes Verkehrskonzept“.

Einer der neue Gedanken schon zu Papier gebracht hat, saß während der Rede der Senatorin alleine auf der Regierungsbank: Ihr Senatsdirektor Hans-Otto

Schulte. „Ich habe den Senatsdirektor beauftragt, neue Grundlinien zu erarbeiten“, behauptete die Senatorin. Mit dem Ergebnis - Schulte lehnt den Ausbau der Schwachhauser Heerstraße ab, stellt den Neubau der Beneckendorffallee in Frage und schlägt drei Linienverlängerungen bei der Straßenbahn vor - scheint die Senatorin aber nicht einverstanden. „Das Papier soll in seinen Alternativen mit in die Diskussion einbezogen werden“, relativierte sie Schultes Überlegungen. Immerhin: Es soll einen neuen „breiten Diskussionsprozeß geben“, bevor „schmerzliche Entscheidungen fallen“.

Mehr Unterstützung als von seiner Senatorin erhielt Schulte von SprecherInnen der Oppositionsparteien. „Schulte hat begriffen, daß das alte Programm nicht finanzierbar ist“, lobte Helmut Pflugradt (CDU). Und Ralf Fücks von den Grünen: „Das Papier ist ein Alarmruf, die Stadtteile nicht durch vollendete Tatsachen zu ruinieren.“ Dagegen Schreiber (SPD): „Schulte hat nur einen Bilderrahmen gebaut. Das Bild muß noch gemalt werden.“

Zu dieser Zeit wurde beim Concordia-Tunnel das Pflaster aufgerissen und eine vier Meter hohe Scheinakazie in den Boden gepflanzt. Die Bürgerinitiative hatte extra einen „schadstoffresistenten“ Baum ausgewählt. Etwas resistenter, hoffen die BI'ler, sind nun auch die anderen Bäume an der Schwachhauser Heerstraße. Die bekamen nämlich Paten mit Einfluß: Jedem Baum wurde ein Schildchen mit dem Namen eines Bremer Senators umgehängt.

hbk

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