: Zehn Mille - ein „Witz“
■ In zwei Krankenhäusern verweigern Medizinstudenten die Arbeit Eine milde Gabe vom Senat: Zehn Millionen für den Wissenschaftssenat
Im St.Josef- und Elisabeth-Krankenhaus verweigern die MedizinstudentInnen im „Praktischen Jahr“ ab sofort die Arbeit. Das wurde gestern nach einer Vollversammlung in der Physiologie, die zur FU gehört, bekanntgegeben. Durch den Streik der sogenannten „PJler“, der nach Angaben einer Medizinstudentin voraussichtlich auch auf andere Krankenhäuser übergreifen wird, müssen Operationspläne geändert und die Arbeitsaufteilung in den Hospitälern neu organisiert werden. Auf einer erneuten Vollversammlung am Montag im Klinikum Steglitz wollen die PJler um 13.00 Uhr weitere Streiks beschließen.
Der AStA der TU bezeichnete die Donnerstag abend vom Abgeordnetenhaus bewilligten zehn Millionen Mark, die in den Wissenschafts-Etat Berlins einfließen sollen, gestern als einen „Witz“. Der Beschluß diene der Spaltung der Studentenschaft.
Einen überraschenden Besuch statteten gestern nachmittag die Stundenten des Publizistischen Instituts dem Privatsender Schamonis, 100,6, ab. Von Polizisten begleitet, zogen 200 Leute vor das Haus in der Paulsborner Straße und forderten den Chefredakteur Gaffron auf, die „Hetzkampagne“ gegen die streikenden Studenten einzustellen. Sie seien keine „Terroristen und Chaoten“, wie es Radio 100,6 manchmal darstelle. Gaffron stellte sich den Studenten zur Diskussion, was ihm mit Beifall gedankt wurde. Er weigerte sich allerdings, eine von den Studenten verlangte Gegendarstellung zu senden. Zuvor hatten etwa 700 angehende Journalisten den U-Bahnhof Leopoldplatz besetzt und eine öffentliche Vorlesung über „Journalismus und Ethik“ abgehalten.
Rechtsradikale Parolen und ausländerfeindliche Beschimpfungen mußten sich Studenten der TFH gestern anhören, als sie die Seminare bestreikten. „In meinem Seminar dulde ich nicht mehr als 8 Prozent Asylanten“, soll der Professor einer Vorlesung über Nachrichtentechnik gesagt haben, als etwa 100, auch ausländische, Studenten sein Seminar besetzten. Einer der etwa zehn Hörer meinte zu den Besetzern, Deutschland werde „durchrasst“ und Ausländer sollten nach Hause gehen. Als er einem ausländischen Kommilitonen in den Rücken boxte, schlug der zurück.
ccm
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