: Endstation Schöneiche
■ BSR-Pläne für Chemisch-Physikalische Sondermüllbehandlungsanlage in Ruhleben stoßen auch in der DDR auf Protest / Reststoffe sollen wieder auf die DDR-Deponie Schöneiche
Die Planungsunterlagen der Berliner Stadtreinigung für eine 45 Millionen Mark teure Sonderabfallbehandlungsanlage auf dem BSR-Gelände in Ruhleben enthalten keinerlei Ansätze zur Abfallvermeidung und -verwertung. Das wird in über 100 Sammeleinsprüchen kritisiert, die Umweltschützer jetzt an die Senatsumweltverwaltung geschickt haben. Auch von einer ordnungsgemäßen Beseitigung der Abfälle könne keine Rede sein, so der Tenor der Einsprüche, da die bei der Behandlung übrigbleibenden giftigen Reststoffe wieder auf die DDR -Mülldeponie Schöneiche und zu der dortigen Verbrennungsanlage gebracht werden sollen.
Den Anstoß für die Protestkampagne gab der AL-Umweltexperte Schwilling. Er nimmt an, daß auch etliche Aktivisten aus Öko -Gruppen in Ost-Berlin und der DDR ihren Namen auf die übermittelten Unterschriftenlisten gegen das BSR-Projekt gesetzt haben. Etwa ab 1991 möchte die Stadtreinigung in Ruhleben ihre neue Anlage in Betrieb nehmen. In einem chemisch-physikalischen Verfahren könnten dann bis zu 70.000 Tonnen Sonderabfälle pro Jahr „in unschädlichere und besser deponierbare Formen und Verbindungen“ überführt werden, heißt es bei der BSR. Neben anderem will die BSR in der Anlage speziell cyanid-, nitrit- und chromathaltige Stiffe, Galvanik- und Neutralschlämme sowie andere Laugen und Säuren entgiften und neutralisieren.
Hier setzt denn auch die Kritik von Schwilling an. Schon längst seien zahlreiche Recycling-Verfahren für die in Galvanik anfallenden Spülwässer entwickelt worden, schrieb der AL-Mann der Umweltverwaltung. Durch Anstöße zur Einführung dieser Technologien in den Berliner Galvanikbetrieben könne das Abfall- und Abwasseraufkommen der Betriebe um etwa 99 Prozent verringert werden. Folglich bestehe aufgrund der Verwertungsmöglichkeiten für eine Behandlung von Spülwässern durch die BSR kein Bedarf.
Für veraltet hält AL-Wissenschaftler Schwilling auch die von der BSR beantragten Verfahren zur Reinigung der Abgase und Abwässer der Anlage. Pikant sei, daß der Senatsbetrieb allein den Grenzwert für chlorierte Lösungsmittel um das 50fache zu hoch angesetzt habe. Gegenüber der taz lehnte jedoch die Umweltverwaltung eine Stellungnahme zu den Einwendungen ab. Erst am Erörterungstermin, am 15.Dezember, wolle sie sich im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens äußern.
Mit der Bemerkung, die Einwände Schwillings hätten zwar „Hand und Fuß“, hatte der Technische Geschäftsleiter der Stadtreinigung, Fischer, zunächst eine Stellungnahme zugesagt, dann aber doch wieder abgesagt.
thok
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