: Ehre, wem Ehre gebührt-betr.: "Sind Soldaten 'potentielle Mörder–?", taz vom 5.12.88
betr.: „Sind Soldaten 'potentielle Mörder‘?“,
taz vom 5.12.88
...die Ehre der Bundeswehr beleidigt. Beim durch häufigen Mißbrauch heute so abgewerteten Stichwort „Ehre“ assoziiere ich spontan: das Ehrenwort des Herrn Barschel, Ganovenehre, die ehrbare Gesellschaft Cosa Nostra.
Ich frage mich
1. wie man denn die auf Beschluß unserer „Teilzeitalkoholiker“ im Bundestag zur Benutzung von Massenvernichtungswaffen (ABC, aber auch „konventionell“ wie zum Beispiel die Mehrzweckwaffe MW-1 des MRCA Tornado) „tief im Feindesland“ (Air-land-Battle/Deep-Strike!FOFA -„Vorwärtsverteidigung„verfassungswidriger Angriffskrieg) ausgebildeten Leute bezeichnen soll, wenn nicht als gedungene professionelle Massenmörder auf Abruf?
2. Ob das Recht auf Rede- und Gedankenfreiheit im „Vierten Reich“ unserer „real existierenden Demokratie“ geringer ist als in der Diktatur des Dritten Reichs.
Nun, ich selbst werde mich natürlich hüten, unsere braven Soldaten, die ja nur ihre „Pflicht“ erfüllen, als „Mörder“ zu bezeichnen, weil ich als (friedlicher) Mitarbeiter in einer 90-Prozent-Rüstungsfirma ja sonst am Ende noch nach Paragraph 129a wegen Unterstützung einer kriminellen Vereinigung belangt werden könnte...
Andreas Soik, München 90
Soldaten als „potentielle Mörder“ zu bezeichnen, ist ja nun wirklich eine schlimme Entehrung der Bundeswehr.
Denn potentiell bedeutet laut Duden (dem wohl teutschesten Stück Literatur): „möglich (im Gegensatz zu wirklich), denkbar; der Anlage, der Möglichkeit nach“.
Es ist ja aber so, und ich glaube, daß mir da jeder zustimmen muß, daß es undenkbar ist, daß Soldaten töten oder gar morden würden, geschweige denn könnten. Schließlich handelt es sich bei der Bundeswehr um eine Verteidigungsarmee, die (mit allergrößter Wahrscheinlichkeit) beim Einmarsch der Russen (nein, ich habe keine Feindbilder) in militärischer Ordnung und Gründlichkeit Sitzblockaden errichten würde.
Und selbst wenn es hier und da mal zu kleinen Scharmützeln kommen sollte, muß man sich immer das chinesische Sprichwort vor Augen halten, das besagt: „Töte einen Menschen und du bist ein Mörder, töte tausende, und du bist ein Held.“ So einfach ist das!
Chr. Schmelzer, Großhansdorf
Entspricht es nicht der Wahrheit, daß Soldaten im Kriegsfall Menschen umbringen - also legalisierter Mord? Und stimmt es nicht, daß sie zumindest indirekt auch schon in sogenannten Friedenszeiten morden? Oder verschlingen Armeen nicht das Geld, das für lebensrettende Hilfe zur Selbsthilfe/Entwicklungshilfe fehlt?
Holger Halfmann, JVA Kaiserslautern
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