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Schriftsteller- Verband gespalten

Beitrittsfrage zu den IG-Medien spaltet Verband deutscher Schriftsteller / Jonas und Grass treten aus  ■  Aus Stuttgart Dietrich Willier

Der deutsche Schriftstellerverband (VS) hat sich nach dreitägiger Debatte im Stuttgarter Rathaus um die Bedingungen eines Beitritts zur zukünftigen IG-Medien gespalten. Zahlreiche Mitglieder und Delegierte des Verbands, darunter der Schriftsteller Günter Grass und die bisherige Vorsitzende, die Lyrikerin Anna Jonas, haben nach heftigen Auseinandersetzungen am Sonntag nachmittag ihre Mitgliedschaft im VS niedergelegt. Als am Sonntag auch noch potentielle Bewerber für einen künftigen Vorstand ihre Kandidatur zurückzogen, beschloß der Verband als Interimslösung mit den Landesvorsitzenden die Vorstandsgeschäfte kommissarisch weiterzuführen.

Bereits am Freitag war es auf dem Schriftstellerkongreß zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedern des Verbands und dem Vorstand der IG Druck und Papier gekommen. „Minimalforderungen“ der Autoren wie ein Vetorecht in der Tarifkommission der künftigen Mediengewerkschaft, einen Platz im geschäftsführenden Hauptvorstand und einen angemessenen Delegiertenschlüssel nannte der stellvertretende Vorsitzende der Drupa, Detlef Hensche, absurd und unannehmbar. Die Autonomie der gewerkschaftlichen Fachgruppen, so Hensche, sei dadurch nicht beeinträchtigt. Hensche wies außerdem darauf hin, daß der Schriftstellerverband allein im vergangenen Jahr dreimal soviel gekostet habe, wie er an Mitgliedsbeiträgen eingebracht habe.

Am Samstag sollte mit Anträgen aus verschiedenen Landesverbänden die künftige Richtung festgezurrt werden. Eine direkte Anbindung an den Deutschen Gewerkschaftsbund wurde von Berliner Delegierten gefordert, für einen Beitritt - erst nach Einlösung der „Minimalforderungen“ - sprachen sich Nürnberger Delegierte aus. Die Anträge wurden mehrheitlich abgelehnt. Auch ein sogenannter Kompromißvorschlag des Vorstandsmitglieds Johanno Strasser konnte den Eklat auf der Tagung des Schriftstellerverbandes nicht mehr aufhalten. Der künftige Vorstand, hatte Strasser gefordert, solle weiter energisch dafür eintreten, daß die Voraussetzungen für eine authentische Interessenvertretung der Autoren in der IG -Medien verbessert werden und die neue Gewerkschaft insgesamt zu einem wirkungsvollen tarifpolitischen und kulturpolitischen Instrument gestaltet wird. Über den Vorstandswahlen und einem Vorschlag, den Verbands-Vorstand künftig aus den Reihen der Landesvorsitzenden zu besetzen, kam es gestern endgültig zum Bruch. Auf undemokratische Art, so Grass, solle der Vorstand zusammengeschustert werden. Daraufhin sagte die Mehrheit der Bewerber für ein Vorstandsamt ihre Kandidatur ab. Günter Grass, Anna Jonas aus dem bisherigen Vorstand, und andere Mitglieder des Schriftstellerverbandes verkündeten ihren Austritt aus dem Verband. Übrigbleiben, so hieß es am Rande des Kongresses, könnten v.a. Autoren, die sich von einem bedingungslosen Opportunismus gegenüber der neuen IG-Medien persönliche Vorteile erhofften.

Die sogenannte „Betonfraktion“ und Linksdogmatiker um die bayrischen VS-Mitglieder Bernt Engelmann und Hans-Peter Bleuel, aber auch Dieter Lattmann dürfte nach Jahren der Auseinandersetzung das Positionsgerangel im Schriftstellerverband für sich entschieden haben.

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