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Schiefes Bild-betr.: "Vierzig Jahre FU, zwanzig Jahre NoFu", taz vom 6.12.88

betr.: „Vierzig Jahre FU,

zwanzig Jahre NoFu“,

taz vom 6.12.88

(...) Das amerikanische Geld stellte nicht nur die Gebäude zur Verfügung, es füllte die auch mit seiner Ideologie. Der immer strengere Mief, der sich in den nächsten beiden Jahrzehnten unter den Talaren sammelte, war doch der Verwesungsgeruch der Legitimationswissenschaften für roll -back, Frontstadtmythos, Korea- und Vietnamkrieg.

Daß die herrschenden Gedanken die Gedanken der Herrschenden sind, diese Erkenntnis und die schließliche Folgerung, Wissenschaft im Dienste des Volkes schließe die Wissenschaft vom Umsturz der Verhältnisse ein, war Antrieb und Konsequenz der Studentenbewegung. Deshalb ist Wesels Bild vom „Steinbruch“ zu dem der KSV die FU mißbraucht habe, ganz falsch. Die pejorative Tendenz dieses Bildes, der KSV habe an der Uni nur Kader gekeilt, um sie für irgendwelche außeruniversitäre Aktionen zu mißbrauchen, ist systematisch wie empririsch unsinnig. Warum mußten denn die alten Männer aus Kalifornien und Tübingen kommen? Weil die Studenten Interesse entwickelten an jener Wissenschaft, deren Ort eben nicht die Uni war. Und die Wiederentdeckung des Marxismus brachte auch zum Bewußtsein, daß die Subjekte der Geschichte nicht unbedingt in Fachbereichsräten versammelt sind. Daher war auch studentische Gremienarbeit nicht das Ziel der Studentenbewegung, sondern deren Herabstransformierung durch SPD und DKP, wie es am konsequentesten mit der Uni Bremen institutionalisiert wurde. (...)

Uwe Wesel, dessen Fakultät solche Koryphäen wie Roman Herzog und Quaritsch entsprossen, wurde die Wissenschaft wahrlich sauer genug gemacht. Nur daraus die Konsequenz zu ziehen, sie bei der Betrachtung der Geschichte der FU gänzlich auszublenden, ergibt ein schiefes Bild.

J.Scheer, T.Schelz, Uni Bremen

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