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Studentische Streikfront steht

■ Nur Frankfurter StudentInnen setzen Boykott aus / Forderungskatalog in Freiburg: Feministischer Lehrstuhl verlangt / Proteste gegen Verabschiedung des Landeshaushalts in Nordrhein-Westfalen

Berlin (taz) - Während die Frankfurter StudentenInnen ihren Streik gestern ausgesetzt haben und in den kommenden Wochen nur noch „Aktionstage“ veranstalten wollen, gingen die Proteste in anderen Städten weiter. Mit großer Mehrheit stimmte am Mittwoch die Vollversammlung an der Freiburger Universität für einen Streik bis Weihnachten. An der Spitze eines Forderungskatalogs der „Freiburger Resolution“ steht die „Gleichberechtigung der Frauen an der Universität“. Dabei soll unter anderem die Quotierung der Studienplatzvergabe und ein Lehrstuhl für „Feministische Forschung und Lehre“ eingeführt werden.

Der Streik an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz wird großteils befolgt: An den Instituten läuft kaum Unterricht, dafür diskutieren die StudentInnen in Arbeitsgruppen. In der Innenstadt fanden zahlreiche Aktionen statt; gestern morgen bauten Studierende aus Protest gegen die Wohnungsnot kurzzeitig ein Zeltdorf auf dem Mainzer Marktplatz auf. Am Nachmittag wurde auf einer Vollversammlung über die Fortsetzung des bis gestern befristeten Streiks diskutiert. Außerdem war ein „Besuch des Stadtrats“ geplant. Die Grünen beantragten dort Rederecht für die StudentInnen, was von den übrigen Parteien jedoch abgelehnt wurde. Vielmehr sollen SprecherInnen zur nächsten Hauptausschußsitzung geladen werden, die das Thema Wohnungsnot behandeln soll. In Kassel ging der Boykott gestern weiter, während in Duisburg nach einer Vollversammlung der Streik ausgerufen wurde. In Köln versammelten sich gestern morgen rund 10.000 StudentInnen zu einer Vollversammlung, zu der die Unileitung aufgerufen hatte. Anlaß war die Verabschiedung des Landeshaushalts von Nordrhein-Westfalen. Der Protest von Studentenschaft und Dozenten richtet sich vor allem gegen die Streichung von hundert Dozentenstellen in Nordrhein-Westfalen. Die Unileitung soll im Januar mit der NRW-Regierung über die Rücknahme dieses „Strukturplans“ verhandeln.

In Berlin wird der Streik an allen Fachbereichen fortgesetzt. An der Technischen Universität wurde gestern nachmittag zum zweiten Mal versucht, die Wiederwahl von Professor Manfred Fricke zum Präsidenten der Hochschule zu verhindern. In der vergangenen Woche war die Wahl bereits einmal gescheitert, als hunderte von StudentenInnen das Audi -Max stürmten und dem Konzil ihre Streikforderungen vortrugen. Auch die Sitzung des Akademischen Senats der Freien Universität (FU) ging gestern nicht ungestört über die Bühne. Auf der Tagesordnung stand eine Neuauflage der Debatte um die umstrittene „Strukturreform“ der FU, die die Berliner Streiks im wesentlichen ausgelöst hatten. Außerdem hatte FU-Präsident Heckelmann dem Akademischen Senat einen Katalog von Vorschlägen unterbreitet, die lediglich darauf abzielten, die schlechte Wohn- und Studiensituation zu lindern. Am Nachmittag ist ein Volkshochschulgebäude in der Berliner Innenstadt zum zweiten Mal besetzt worden.

urs/rog

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