: „Mal ein Plädoyer steppen“
■ Zum ersten Mal wird bei „Impuls“ der neue Ausbildungsgang zur „BewegungserzieherIn“ abgeschlossen
Fetzige Musik. Dreizehn Frauen liegen lang auf der Seite, die Hände ganz über den Kopf gestreckt. Dreizehn bis in die Zehenspitzen hinein kerzengerade Beine schnellen hoch, federn, federn, senken sich langsam. Dabei nicht Rücken und Hände vergessen: Mit schlappen Fingespitzen kann sich im Körper kein Spannungsbogen aufbauen.
Das war gestern. Heute ist bei Impuls Prüfung. Zum ersten Mal wird der Ausbildungsgang „Bewegungserzieher“ abgeschlossen. Ein Jahr lang haben sich 13 Frauen und vier Männer mit Körperhaltung und Gefühl für Rhythmus und Tempo, mit Ausdruckstanz und Atmung beschäftigt, niemand ist bisher abgesprungen.
Die angehenden „Bewegungs erzieherInnen“ sind ganz schön aufgeregt und nutzen jede Minute, um noch an ihrer selbstgestalteten Choreographie zu üben, mit der es vor den kritischen Augen der DozentInnen zu bestehen gilt.
Das „Zentrum für gesunde und künstlerische Bewegung“, Impuls, hat diese berufsbegleitende Zusatzausbildung für TeilnehmerInnen aus pädagogischen und sozialen Berufen angeboten, und im Januar soll schon der dritte Kurs losgehen; nur noch wenige Plätze sind frei. Diese bislang bundesweit einmalige berufliche Weiterbildung mit tänzerisch -rhythmischem Schwerpunkt soll in Kindergärten und Schulklassen, Be
hindertenstätten und Freizeitheimen den Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zugute kommen.
Die AbsolventInnen sollen nach der Ausbildung bei Impuls selbständig Gruppen unterrichten können: Bewegungssicherheit und Motorik trainieren, Tanzphantasien entwickeln, Körperhaltung und Bewegungskoordination lernen. Anatomie und Atemtechnik, Stakkato und Bewegungsfluß, Unterrichtsentwürfe und Musikanalysen stehen auf dem Programm.
„Wir haben noch keinen Pfennig öffentliche Gelder bekommen“, erwähnt Gymnastiklehrerin und Diplompädagogin Inge Deppert, „bis auf die vier ABM
Stellen tragen wir alle Kosten durch die Beiträge.“ Und die sind gestaffelt: Die Zusatzausbildung, für die die TeilnehmerInnen Zuschüsse beim Arbeitsamt beantragen können, kostet 3.000 Mark im Jahr. „Bewegung für arbeitslose Frauen“ mit wöchentlicher Meditation, Tanz, Massage und Kochen, kostet dagegen nur 30 Mark im Monat.
Maik Wellhausen und Maren Grimm sind nach dem ersten Jahr so begeistert, daß sie weitermachen wollen. Fritjof Päs sieht als Rechtsanwalt schon die praktische Anwendung seiner Zusatzausbildung: „Mein Traum: vor Gericht mal ein Plädoyer zu steppen!“
S.P
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