: Umweltbewußtes Tempelhof?
Tempelhof ist grau geworden: Industrie, Wohnsilos, Straßen, Versorgungsbetriebe prägen heute das Bild dieses einstmals grünen Bezirkes mit Feldern, Parks und Alleen. Zwar ist ganz Berlin durch den Wiederaufbau grauer, bedrückender geworden. Nur hat man inzwischen in anderen Bezirken gelernt, Grünes zu erhalten oder sogar Grau in Grün zu verwandeln. Nicht so in Tempelhof. Hier lassen sich naturzerstörende Betonmonumente noch leicht durchsetzen.
Ein Transitübergang mitten auf den Feldern am Schichauweg wird dort das letzte naturnahe Grün vernichten und Straßenneu- und -ausbauten im gesamten Bezirk nach sich ziehen. Und die nächste Kröte, die der Bürger zu schlucken hat, hat das Bauamt für uns schon gezüchtet:
Während in anderen Bezirken Kunst und Kultur auch in ehemaligen Fabrikhallen blühen und gedeihen, soll unsere Musikhochschule, die schon sehnsüchtig darauf wartet, endlich neue Räume bekommen. Aber nicht etwa im Ullsteinhaus oder den Speichergebäuden am Tempelhofer Hafen oder im Haus Salem in Lichtenrade. Nein, es muß gleich neu gebaut werden, mitten ins Grün hinein! Im Park am Rathaus sollen alte Bäume gefällt werden, soll Boden wieder versiegelt werden für Beton. So sensibel geht unser Bezirksamt mit unserem bißchen Grün um. Und es ist ja auch nicht das eigene Geld, sondern das der Steuerzahler, denen werden 15 Millionen nicht schwerfallen. Wenn es aber um die Ausstattung mit Instrumenten und um Lehrkräfte geht, wird das Geld natürlich wieder fehlen. Aber darum geht es ja auch nicht. Hauptsache, man bietet der Betonlobby ihren Profit. Der Bürger bezahlt und geht leer aus - wie immer!
Rosemarie Schaper, Berlin 48
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