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Bestürzung in Israel

■ Außenminister Peres fordert neue Initiative

In den Parteien der noch amtierenden großen Koalition in Israel hat das Dialogangebot der US-Regierung an die PLO Bestürzung ausgelöst. Nur die kleinen linken Opositionsparteien begrüßten den Schwenk in Washington und forderten, auch Israel solle umgehend Gespräche mit der PLO aufnehmen, um nicht in eine völlige Isolation zu geraten. Gleichzeitig geht in Israel jedoch niemand davon aus, daß nun die Allianz mit den USA gefährdet ist. US-Präsident Reagan und Außenminister Shultz beeilten sich denn auch, ihre Verpflichtung für die Sicherheit Israels zu betonen. „Wir sind davon überzeugt, daß die Vereinigten Staaten bald ihren Fehler bemerken werden, wenn sie das wahre Gesicht der PLO entdecken.“ Mit diesen Worten kommentierte Avi Pazner, der Sprecher von Ministerpräsident Shamir die Entscheidung der USA. Der enttäuschende Schritt Washingtons werde nicht zum Frieden führen. Israel werde keinesfalls mit der PLO verhandeln.

„Das ist ein trauriger Tag für Israel“, meinte auch Außenminister Shimon Peres von der Arbeiterpartei. Der erste Molotow-Cocktail, der jetzt in der Westbank oder Jerusalem geworfen wird, werde Arafats Abschwören vom „Terrorismus“ widersprechen. Peres fügte jedoch hinzu, Israel müsse nun selbst die politische Initiative ergreifen, und erneuerte seinen Vorschlag, Wahlen in der besetzten Westbank und dem Gaza-Streifen durchführen. Dann hätte Israel es mit einer „demokratisch gewählten palästinensischen Führung“ zu tun und nicht mit „einer selbst-proklamierten Führung, die in den Terrorismus verwickelt ist“, sagte Peres. Peres schwebt eine „Zwischenlösung“ mit einer lokalen Autonomie für die Palästinenser während eines längeren Zeitraums vor - ein Vorschlag, mit dem sich auch der Likud-Block von Ministerpräsident Shamir anfreunden könnte.

Der Likud-Block und die Arbeiterpartei, so Peres, müßten sich erst über die Grundlinien der Politik gegenüber den Palästinensern einigen, ehe die neue Koalitionsregierung gebildet werden könne. So hat die US-Entscheidung neuen Zündstoff in die laufenden Koalitionsverhandlungen gebracht, die Shamir gern bis zum Wochenende unter Dach und Fach haben würde.

Amos Wollin, Tel Aviv

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