: Gasnetz in Walluf explodiert
Zehnjähriges Mädchen kam ums Leben / Überdruck in der Gasleitung / 16 Explosionen erschütterten 5.000-Einwohner-Gemeinde / Schutzventil war angeblich Unglücksursache ■ Aus Walluf Michael Blum
Das Versagen einer Gas-Druckregelanlage hat gestern im hessischen Walluf zu einem schweren Unglück geführt. Durch den Austritt von Gas kam es im Stadtteil Nieder-Walluf ab 11 Uhr 30 zu wahrscheinlich 16 Explosionen: Ein zehnjähriges Mädchen wurde getötet, drei weitere Menschen verletzt. Vier Häuser sind unbewohnbar, 13 beschädigt. Die BewohnerInnen des 5.000 Seelen-Städtchens im Rheingau-Taunus-Kreis wurden wegen der Gefahr weiterer Explosionen zunächst nach Eltville evakuiert, das Gebiet wurde großräumig abgesperrt.
Wie der hessische Innenminister Gottfried Milde (CDU) auf einer improvisierten Pressekonferenz mitteilte, sind im betroffenen Stadtteil rund 500 Häuser an das Gasversorgungsnetz angeschlossen. Um 11.45 Uhr hätte die Gaszufuhr gestoppt werden können. Der Vertreter der Gaswerke Rheingau AG, Vorstandsmitglied Dieter Schröder, nannte als Unglücksursache das Versagen einer „Druckregelanlage im Niederdrucksversorgungsgebiet“. Während das Gas normalerweise mit einem Druck von 22 Milibar in die Haushalte komme, sei durch den Ausfall der Druckregelanlage das Gas mit sechs Bar in die Haushalte gelangt. Dort sei es dann durch die Überlastung von Haushaltsgeräten zu Undichtigkeiten gekommen, so daß das Gas hätte austreten können. Durch die Geräte oder „andere Zündquellen ist es zu den Explosionen gekommen“. Das Gasunternehmen versorgt Walluf seit 1926 mit Energie, die Anlage sei 1985 ausgewechselt worden.
Warum das Schutzventil in der Druckregelanlage versagte, konnte Schröder nicht erklären. Es sei nicht auszuschließen, daß es durch menschliches Versagen zu dem Unglück kam. Fest steht, daß ein Kunde zur fraglichen Zeit neu an die Verteileranlage angeschlossen wurde. Ob es dabei zu einem Schaltfehler kam, konnte Schröder nicht sagen. Das Landeskriminalamt hat die Ermittlungen aufgenommen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen