: Admiral attackiert Scholz
■ Nachschlag zur Kommandeurtagung in Würzburg / Kohl referierte lediglich Allgemeinplätze
Bonn (ap/taz) - Scharfe Kritik an Vorträgen und Verlauf der Würzburger Kommandeurtagung hat der Chef des „Amtes für Studien und Übungen der Bundeswehr“, Flottillenadmiral Elmar Schmähling, geübt. Kanzler Kohl sei in seinem Referat „bei unverbindlichen Gemeinplätzen“ stehengeblieben, und Minister Scholz habe „versäumt, sich die Sympathie und Gefolgschaft der Kommandeure zu erwerben“, sagte der ehemalige Chef des MADs in einem Gespräch mit 'ap‘. Auf knappe und eindeutige Fragen habe Kanzler Kohl „langatmige Ausführungen über nicht zum Thema gehörende Sachverhalte“ gemacht, kritisierte Schmähling. Scholz, so der Admiral weiter, habe darüber hinaus in der Diskussion die Kommandeure kalt abgefertigt und arrogant behandelt.
Die weiteren Vorträge von Mitgliedern der Führungsstäbe der Hardthöhe hätten „erschreckend“ klar gemacht, „wie gedanklich und sprachlich gefangen die engsten Mitarbeiter des Ministers bereits sind“. Sie sähen politische Vorgaben beispielsweise zur Rolle der taktischen Nuklearwaffen oder zum Friedensumfang von 495.000 Soldaten „auch als militärisch unumstößliche Prämissen“. Als zentralen Punkt der „in Wirklichkeit aussichtlosen Lage“ der Streitkräfte bezeichnete der Admiral das Festhalten am Umfang, den lediglich Kohl mit seinem Hinweis auch eine „möglichst“ hohe Friedenspräsenz in Frage gestellt habe. Die Reduzierung der Truppe wäre ein Ansatz, „das nötige Geld freizumachen, das in den anderen Bereichen (gemeint ist sicherlich innerhalb der Bundeswehr, d.Red.) dringend benötigt wird“. Die Lage der Bundeswehrplanung sei „hoffnungslos, aber nicht ernst“. Die Tagung vergangene Woche in Würzburg habe im übrigen verdeutlicht, daß die Bundeswehr von Juristen „verwaltet“ und von Offizieren „geführt“ werde. Das Bonner Verteidigungsministerium wies die öffentlich geübte Kritik zurück. Teilnehmer der Würzburger Tagung hatten das „Volkshochschulniveau“ der Rede von Scholz bereits intern beklagt.
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