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Pakistans Bombe made in Germany

Hanauer Staatsanwaltschaft bestätigt: Zwei bundesdeutsche Firmen proliferierten jahrelang illegal nukleare Komponenten / Neben Pakistan standen Indien und Südafrika auf der Kundenliste / Krisenstab in Bonn  ■  Von Manfred Kriener

Berlin (taz) - Bundesdeutsche Firmen stehen erneut unter dem schweren Verdacht, gegen den Atomwaffensperrvertrag verstoßen zu haben. Der frühere Geschäftsführer der Gelnhausener Atomfirma „Neue Technologien GmbH“, Rudolf Ortmayer, hat nach Erkenntnissen der Hanauer Staatsanwaltschaft zusammen mit dem Inhaber der Firma „Physikalisch Technische Beratung“ jahrelang illegal eine Vielzahl von sensiblen Nuklear-Komponenten vor allem nach Pakistan geliefert. Aber auch Indien und das Rassistenregime in Südafrika standen auf der Kundenliste.

Schwerwiegenster Vorwurf ist die Lieferung von Tritium, das als Verstärker für den Bau von Atombomben verwendet wird. Schon wenige Gramm sind hier direkt für die Waffenproduktion nutzbar. Nach Pakistan wurden darüber hinaus verschiedene Gerätschaften und Anlagen für die Brennelemente-Fertigung geliefert sowie Zubehör für die Urananreicherung.

Sowohl Pakistan als auch Indien und Südafrika haben den Atomwaffensperrvertrag nicht unterzeichnet. Pakistan und Südafrika versuchen seit Jahren mit allen Mitteln, an atomwaffentaugliches Material heranzukommen. Indien hat bereits eine Atombombe zur Detonation gebracht. In Bonn schlug die Enthüllung am Dienstagabend wie eine Bombe ein: Bundeskanzler Kohl hat inzwischen eine Arbeitsgruppe mit „hochrangigen Vertretern“ der Ministerien für Umwelt, Inneres, Justiz sowie des Auswärtigen Amtes eingesetzt. Der Atom-Krisenstab soll bis Anfang des neuen Jahres den „ungeheuerlichen Verdacht“ aufklären. Die Umweltministerien in Bonn und Wiesbaden waren von der Hanauer Staatsanwaltschaft „kürzlich“ bereits über die Vorwürfe gegen NTG vertraulich unterrichtet worden. Mit „Rücksicht auf die Ermittlungen“, so die Hanauer Staatsanwaltschaft, sei die Öffentlichkeit bisher nicht informiert worden.

Nach Auskunft der Staatsanwälte haben die beiden Verdächtigten Geständnisse abgelegt. Ortmayer war kurzzeitig in Haft, beide befinden sich aber inzwischen wieder auf freiem Fuß.

Der NTG wurde gestern von Hessens Umweltminister Weimar die atomrechtliche Genehmigung entzogen. Schon im November waren die Firmenräume durchsucht und Unterlagen beschlagnahmt worden. Nach diesen Unterlagen stand die Firma seit 1982 in Kontakt mit der pakistanischen Atomenergie-Behörde.

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