Verrechnungsangebot unter gutem Stern

■ Nach dem Daimler-Beschluß zur Finanzierung der Airbus-Verluste tun sich Hintertürchen auf / SPD streitet mit Reuter

Berlin/Bonn (taz/dpa) - Als „akzeptable Geschäftsgrundlage“, die vorher bereits mit der Bundesregierung beraten worden sei, hat Dieter Vogel, Sprecher des Wirtschaftsministeriums in Bonn, den Beschluß des Daimler-Aufsichtsrates zum Einsteig bei MBB bezeichnet. Vogel betonte, daß die Gespräche um die umstrittene Verrechnungsformel noch keinen Verhandlungscharakter gehabt hätten.

Mit seinem Beschluß vom Mittwoch hatte der Daimler -Aufsichtsrat angeboten, die Gewinne, die MBB mit dem Bau von Militärflugzeugen erzielt, mit den Verlusten beim Airbus -Bau auszugleichen. Dagegen hatte FDP-Chef Graf Lambsdorff gefordert, daß die Gewinne aus der gesamten Militärproduktion von MBB mit den Airbus-Verlusten verrechnet werden. In einer früheren Phase hatte Daimler offenbar ein noch niedrigeres Angebot gemacht: Nur die Aufträge für die Bundeswehr, nicht aber die für andere Luftwaffen sollten berücksichtigt werden. Das Kompromiß -Angebot von Daimler betrifft vor allem das Kampfflugzeug „Tornado“, das vom Konsortium „Panavia“ gebaut wird, und auf den Jäger 90. An Panavia sind MBB und British Aerospace mit je 42,5 Prozent und Aeritalia mit 15 Prozent beteiligt; der „Tornado“ wird in der BRD, Großbritannien und Italien gebaut und geflogen und vor allem über Großbritannien exportiert. Über den Differenzbetrag zwischen den letzten Forderungen von Daimler und Lambsdorff gibt es noch keine genaueren Angaben. Ausdrücklich hatte der Aufsichtsrat zudem gefordert, daß die neue „industrielle Führung bei MBB“ nicht durch Sonderrechte zugunsten der Länder bei der Durchführung „betriebswirtschaftlich sinnvoller Maßnahmen“ behindert werden dürfe. Damit bleibt offen, welche Sonderrechte die Bundesregierung haben wird, die an MBB nicht beteiligt ist. Denn Daimler könnte die Gewinne, die etwa bei Panavia anfallen, auch für Investitionen nutzen, die sich auf angrenzende Produktbereiche erstrecken und so die Überschüsse aus dem Bau von Tornado oder Jäger 90 erheblich vermindern. „Das ist ein großes Problem“, räumte der Sprecher des Wirtschaftsministeriums ein. „Dafür gibt es noch keine Lösung.“ Unklar ist weiterhin, ob alle drei Bundesländer Bayern, Hamburg und Bremen ihre Beteiligungen an MBB in Anteile an der geplanten MBB-Holding Deutsche Aerospace in München umwandeln oder bei MBB bleiben. Nur Bayern hat bisher angekündigt, sich mit etwa zehn Prozent unmittelbar an Aerospace zu beteiligen.

Reuter: SPD versteht

nichts von Wirtschaft

„In Wettbewerbsfragen ist Daimler-Chef Edzard Reuter sicher nicht der Ratgeber der SPD-Bundestagsfraktion.“ Mit diesen Worten reagierte der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD -Bundesfraktion, Wolfgang Roth, auf die Vorwürfe Reuters, die SPD verstehe nichts von Wirtschaft. SPD-Mitglied Reuter hatte damit auf die scharfe Kritik der SPD an der Fusion reagiert. Roth erneuerte am Donnerstag in Bonn die ablehnende Haltung seiner Partei zu diesem Firmenzusammenschluß. Es sei eine „große Fahrlässigkeit“ von Seiten der Bundesregierung, dies auch noch zu fördern.Auch die Mittelstands-Vereinigungen von CDU und CSU haben am Donnerstag den Zusammenschluß scharf kritisiert.

diba