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K O M M E N T A R Quicklebendige Leiche

■ Etikettenschwindel mit Mini-AKW

Die Atomindustrie ist am Ende. Das sagen nicht nur Bürgerinitiativen immer wieder, wenn blähende Fässer von Beinahe-Gaus aus den Schlagzeilen verdrängt werden, die dann wiederum von illegalen Lieferungen radioaktiven Materials an Nicht-Unterzeichner des Atomwaffensperrvertrages vergessen gemacht werden. Doch wie so oft: Das Naheliegende ist das am weitesten Entfernte. Statt dem Ende bewegt sich die Atomindustrie einem neuen Anfang zu, dank der ihr eigenen Innovationskraft und dem Einfallsreichtum der genehmigenden Behörden. Geschäft ist Geschäft, auch dann, wenn die Art der Geschäfte in der Bevölkerung nicht mehr durchsetzbar erscheint.

Durchgesetzt wird dann so: Ohne öffentliche Aufmerksamkeit wird aus einem Atomkraftwerk ein HTR-Modul. Ohne besondere Aufmerksamkeit wird ein kompliziertes Genehmigungsverfahren durchgezogen. Wenn dann vor Ort das böse Erwachen kommt, kann die Betreiber-Firma die Genehmigungen aus der Tasche ziehen. Expertisen hin, Sammel-Einwendungen her, erst dann wird sich wirklich zeigen, ob die Anti-AKW-Bewegung die quicklebendige Leiche tatsächlich dem Garaus ein Stück näher bringen kann.

Holger Bruns-Kösters

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