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„rohes neues Berlin“

Zur Räumung des Instituts für Physiologie der FU in Dahlem  ■ KOMMENTAR

Mit der Räumung des Physiologiegebäudes in der Arnimallee hat Uni-Präsident Heckelmann der neuen Studentenbewegung jetzt klar gezeigt, was sie am nächsten Montag erwartet: die harte Berliner Linie. Der Protest der Studenten wurde gewogen und für 20 Millionen wert befunden.

Doch da ist mehr und vieles neu Gewachsene. Mag sein, daß für viele Studentinnen und Studenten am Beginn des Streiks der Unmut über überfüllte Hörsäle, Wohnungsnot und die miese Lehre stand. Doch nach vier Wochen Aktion, Protest und Diskussion ist die Bedeutung der Worte „Autonomie“ und „Selbstbestimmung“ sinnfällig geworden und die Forderung nach Mitbestimmung und Viertelparität nicht mehr zu überhören. 20 Millionen werden nicht reichen, um die Studenten dies vergessen zu lassen. Ist Randale schon vorprogrammiert? Ohne weiteres jedenfalls wird die „BeFreite Universität“ nicht mehr zur „Freien Universitäts-Normalität“ zurückkehren. Es sei denn, der Spaltpilz findet Nahrung und die Drohungen der Präsidenten und des Wissenschaftssenators, das Semester nicht anzuerkennen, finden Gehör. Denn für die Studenten ist der Zeitpunkt so günstig wie nie. Noch drei Wochen, dann geben die Berlinerinnen und Berliner ihre Stimmzettel ab. Das letzte, was der Senat im Augeblick gebrauchen kann, sind Wasserwerfer in Dahlem und Farbbeutel auf den großflächigen Diepgen-Werbetürmen. Denn dann könnte man getrost mit den Wahl-Plakatverwandlungskünstlern wünschen: „rohes neues Berlin“.

Brigitte Fehrle

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