Daten her - oder keine Wohnung

■ Immobilienbüro verlangt von potentiellen Mietern die Einwilligung zur Schnüffelei auf den Konten / Datenschützer machtlos

Nach Besichtigung einer Wohnung in der Lübecker Straße 37 erhielt die Begeisterung der Wohnungssuchenden einen deutlichen Dämpfer. Der Makler verteilte an alle Interessierten detaillierte Fragebögen. Für die ganze Palette an persönlichen Daten interessiert sich das Immobilienbüro mit Sitz am Wall 113 genauso penibel wie für die Anschrift des derzeitigen Vermieters, den Kündigungsgrund sowie die Arbeits- und Verdienstverhältnisse. Außerdem läßt sich die Agentur vorsorglich die Genehmigung für Nachfragen bei der Schufa oder der Kreditreform geben. Die braucht sie auch, denn „wir werden einige Fälle bei der Schufa abfragen“, bestätigte man freimütig.

An der Schnüffelei in den persönlichen Daten kann das Immobilienbüro nichts Außergewöhnliches finden. „Wir machen das bei jedem so“, hieß es, „schließlich wollen wir uns vergewissern, daß wir die Miete kriegen.“ Die potentiellen Mieter haben kaum eine Handhabe gegen diese Praxis der Mieterwahl. Denn „rechtlich betrachtet kann man da wenig machen, wenn die Einwilligung vorliegt“, konstatiert auch der Landesbeauftragte für Datenschutz, Dr. Alfred Büllesbach. Wohnungssuchenden, die sich durch die Fragebögen in ihren persönlichen Rechten eingeschränkt sehen, rät er, eine Kopie an ihn weiterzuleiten. Erst dann habe er die Möglichkeit, Nachforschungen anzustellen.

Angesichts der herrschenden Wohnungsmisere sind Beschwerden allerdings eher unwahrscheinlich. So resignierte auch eine Frau nach Besichtigung der Wohnung in der Lübecker Straße, sie war sichtlich sauer: „Ich fülle das aus, ich will die Wohnung doch haben.“

kp