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G R O S S - S T A D T K O N T A K T E

„Mr. X wartete in dem kleinen dunklen Haus auf die Frau, die er ermorden wird.“ So beginnt ein Krimi, der einen vom ersten Satz an nicht mehr losläßt. Ein Krimi, den man erst dann wieder aus der Hand legt, wenn man auch den letzten Satz gelesen hat.

Ganz anders geht es einem beim Lesen des Berliner Polizeiberichts: „Beim Verlassen eines Lokals wurde in der Nacht zum Donnerstag eine 20jährige Serviererin von zwei Männern überfallen.“ Was könnte das für ein Entree in einen Krimi sein! Aber die ganze Spannung ist weg, wenn man weiterliest: „Die junge Frau hatte das Lokal durch die Hintertür verlassen und war von ihnen an der Haustür aufgelauert und mit einem spitzen Küchenmesser bedroht worden. Die Männer, die zuvor Gäste des Lokals waren, zwangen die Frau, wieder die Hintertür der Gaststätte aufzuschließen. In den Räumen wurde sie noch zusätzlich mit einer Pistole bedroht und mußte das Versteck der Tageseinnahmen nennen.“ Versierte Krimileser wenden sich mit Grausen. Da hilft auch die Autenthizität des Vorfalls nichts.

Auch der Western wird im Polizeibericht kopiert. Unter der Überschrift „Wild-West im Zwitscherstübchen“ schreibt der Autor: „Schnaps bestellte gestern abend gegen 22.50 Uhr der 33jährige XY aus Kreuzberg in einem Lokal in der Martin -Luther-Straße. Der Mann hatte sich zuvor an den Tresen gesetzt und eine Pistole vor sich abgelegt. Als ihm das Getränk verweigert wurde, lud er die Waffe durch und hielt sie in Richtung des 32jährigen Gastwirts aus Charlottenburg. Die alarmierte Polizei fand bei dem Gast dann die durchgeladene Waffe, die sich glücklicherweise als eine Gaspistole entpuppte.“ So weit, so fad.

Wieviel aufregender würde sich das lesen, wenn die Story so formuliert wäre: „Als die Tür der Kneipe aufging, verstummte jedes Gespräch. Düster schritt Django in Richtung Theke. Mit fast beiläufiger Geste legte er seine Knarre auf den Tresen und schnarrte: 'Whiskey!‘ Bleich wich der Wirt zurück und bewegte, all seinen Mut zusammennehmend, verneinend den Kopf. Djangos Gesicht erstarrte. Beängstigend langsam griff er zu seiner Waffe und richtete sie fast beiläufig auf den zitternden Wirt. Ein Knall zerriss die Stille, Django fuhr herum. Der Sheriff und seine Gehilfen standen an der Tür, die sie mit lautem Knall zugeworfen hatten. Langsam schritten die Männer auf Django zu...“ Tja, die Polizeiberichterstatter könnten noch viel lernen.

Was unser uniformierter Autor über „Studentische Aktionen“ zu berichten weiß, ist ebenfalls von trockener Öde. Dabei wäre eine Reportage über Demos aus Polizistensicht doch durchaus reizvoll. Etwa so: „Mühsam äuge ich durch die Sehschlitze meines Helms. Etwa 400 Menschen bewegen sich auf mich zu. Was haben sie vor? Ängstlich rücke ich näher an meine Kollegen. Meine Hand bewegt sich reflexartig in Richtung Knüppel. Ob ich ihn benutzen muß?“ Gerne, so gerne würde die taz eine solche Story ihren LeserInnen bieten. Aber bislang müssen wir diese Geschichten noch selber schreiben. Ohne Sehschlitze. Also, demnächst wieder in diesem Blättchen!

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