Der Hamster bohnert wirklich

■ Tierärzte wettern gegen die Vermenschlichung des Haustieres

„Nur als Lebkuchenhaus“ kann sich ein Berliner Zoohändler solche Käfige vorstellen. Schließlich sind sie Nagetiere, unsere lieben kleinen Goldhamster.

Die Rede ist von jenen Käfigen, die jetzt von der Tierärztekammer als „Rückschritt auf dem Wege zu einer art und verhaltensgerechten Unterbringung von Tieren“ beschrieben wurde. Laut 'dpa‘ erklärte die Kammer, Hamsterkäfige in Form eines Restaurants, einer Snack-Bar, eines Eßzimmers oder Irrgartens, wie der Zoohandel sie anbietet, stellten eine Herabwürdigung des Hamster-Tieres zum „bloßen Spielzeug“ dar.

Die Tierärztekammer nutzt ihren Protest gegen den Verkauf solcher Käfige als Aufhänger, um erneut darauf hinzuweisen, daß Tiere noch immer als „Sache“ im juristischen Sinne gelten und diese Rechtslage dringend geändert werden müsse, wie vor kurzem in Österreich geschehen. „Furchtbar, det vakoof ick nich!“, so eine Zoohändlerin, „det is nich artgerecht!“

Ob artgerecht oder nicht: Eigentlich sind die Standard -Käfige auch nicht artgerecht, verlautet es verhalten aus dem Berliner Zoo. Mindestens ein Quadratmeter Platz pro Hamster müßte schon sein. Aber was will man machen?

Hamster knabbern und klettern gern, bauen sich Nester und brauchen ein Versteck. Ob sie nun unter ne Theke kriechen, oder ins Kistchen: Goldi schert sich nicht ums Outfit. Das ist Menschensache. Goldi kriegt sowieso selten, was er/sie braucht.

Beim „Irrgarten“ hört der Spaß allerdings auf: Enge Plastikgänge, durch die das Tier sich quetschen muß, sind noch grausamer als die Standard-Hamsterknäste. Aber was ist gegen folgende Szenerie einzuwenden: Backi-Hamsi legt sich im Ankleideraum Fliege an, stolziert zum Eßzimmer, knabbert Cäsium-Nuß, schmeißt sich anschließend in seinen Hausmantel, wirft sich im Salon aufs Canapee, schmaucht 'ne Havanna, liest die Hamster-Post und schaut Gattin Goldschnäuzchen zu, wie sie den Plastik-Parkettboden bohnert.

gebo/taz