Kubas Happy-End am Netz

■ Volley-Nationen-Turnier der Frauen in Bremen / Die Kubanerinnen als lachende Gewinnerinnen / Bundesrepublikanische Volley-Frauen auf Platz Sechs geschlagen

Großer Sport fand in Bremen fünf Tage lang im Saale statt. Seitdem der Medienliebling Werder die heimatlichen Gefilde verlassen hat, beherrschen andere Teams das Interesse von Publikum und Medien. Neben der rauch- und alkoholschwangeren großen Stadthalle, in der wie jedes Jahr nur die Radfahrer das allgemeine Besäufnis mit ihrem Dauergekreisel stören, gab sich die Weltklasse der Volleyballspielerinnen in der

Halle 5 die Ehre. Angekündigt waren neben der besten Vereinsfrauschaft der Welt, Uralotschka Swerdlowsk (immerhin mit fünf Goldmedaillen-Gewinnerinnen aus Seoul) auch Silbermedaillenträger Peru, sowie die dritten des Olympiaturniers, Volksrepublik China. Aber auch die DDR, amtierende Europameister wurden recht hoch gehandelt und dann war da ja auch noch die Equipe aus Cuba. Als Olympiaboykotteure wußte so niemand genau um ihre momentane Spielstärke, doch Hauptangreiferin Mireya Luis und Co. kannten alle noch aus dem letzten Jahr, als sie das Bremer Turnier gewannen.

Doch die „beste Besetzung der Welt“, wie es der Hallensprecher so überschwenglich formulierte, hatte auch ihre Makel. Peru war nur mit einer Juniorinnenfrauschaft angetreten, acht Spielerinnen der glanzvollen Seoulformation schmettern jetzt lieber für Unmengen von Lira in der italienischen Profiliga, und auch die Chinesinnen waren alle zwischen 17 und 21 Jahre alt. Das reguläre Team war nach den olympischen Spielen kurzerhand aufgelöst worden, sogar die Cheftrainer wurden entlassen.

Die Niederlande, Kanada und die Gastgeberinnen aus der BRD vervollstädigen das Feld.

Und siehe da, als wenn sich die Spielerinnen dem allgemeinen Niveau angleichen wollten, auch auf dem Spielfeld gab es Ansprechendes, wenn nicht sogar Begeisterndes zu sehen.

Da waren zum Beispiel die jungen Spielerinnen aus China, die immer dann, wenn alle glaubten, sie hätten nichts mehr zu bestellen, zu wahren Wunderleistungen imstande waren. Ihr 3:2-Sieg über die DDR bedeutete schon eine Überrraschung, doch daß sie die sowjetische Frauschaft an den

Rand einer Niederlage und deren Trainer Nikolai Karpol dem Herzinfarkt nahe brachten, war ein Glanzlicht der fünf langen Tage in der Halle fünf der Stadthalle.

Das bundesdeutsche Team erwies sich abermals als ausgesprochen generöser Gastgeber und Meister im Beibehalten des Status Quo. Gegen Peru und Kanada, die am Ende auch am Schluß des Klassements zu finden waren, gab es zwei mickrige Siege, gegen China, die DDR und die Niederlande waren sie schlicht chancenlos, auch wenn der Bundestrainer auf den Pressekonferenzen für jeden Lapsus das passende Wort fand. Die Vorbereitung war mies und die Gesundheit seiner Spielerinnen ebenfalls, so befand er, da sei nicht mehr zu machen. Doch warum ein durchaus flüssiges Kombinationsspiel im nächsten Moment von Blackouts abgelöst wurde, die selbst unserem Bundeskanzler zur Ehre gereicht hätten, konnte auch er nicht be

gründen. Cubas Trainer Vento vermutete dann verschmitzt eher einen Bremen-Komplex der deutschen Frauen, doch scheinen die Probleme mehr in der kontinuierlichen Arbeit zu liegen. Eine Mireya Luis muß sechs Stunden pro Tag üben, um eine Reichhöhe von 3,33 Meter im Sprung zu erreichen, eine zeitliche Belastung, die für die deutschen Spielerinnen noch undenkbar ist.

Eine ähnliche Trainingsleistung ist sicherlich den Volleyballerinnen vom Ural zu unterstellen und so war es auch kein Wunder, daß sich die sowjetische Vereinsvertretung und die sprunggewaltigen Spielgerinnen aus der Karibik in einem Finale voller Spannung und Dramatik gegenüber standen. Zur Freude des restlos begeisterten Publikums in der überfüllten Halle gab es nach langem Hin und Her einen fünften Entscheidungssatz, und da waren die Cubanerinnen eher die Glücklicheren, denn die klar Besseren.

Mins Minssen