Jahresgebet 1989-betr.: Nachricht, daß die Tiefflieger"ins Ausland ausweichen sollen"

betr.: Nachricht, daß die Tiefflieger in Zukunft „ins Ausland ausweichen“ sollen

„Heiliger Sankt Florian, schütz unser Haus, zünd‘ andere an!“ Der bravste Mann unseres Landes betet schon morgens und betrachtet im Spiegel sein glattes und rundes Antlitz und dankt. Dankt für den Schutz seines Landes. Sein Papierkorb ist leer, der Inhalt glost auf ausländischer Müllhalde.

Der Morgen ist so still. Der Düsenjäger donnert über fremder Landschaft. Das Licht brennt hell; ausgeglüht bestrahlen die Brennstäbe Fremde.

Schon hat der angegraute Mustermann die ersten Pillchen genommen. Ihre mittlerweile verbotenen Frühgenerationen sind Arzneien der armen Länder.

Hinter dem Spiegel erklingen Melodien und Morgennachrichten. Der Schöne lächelt, die Stahlaktien steigen. Bald wird die junge veraltete Panzergeneration in der Wüste fremder Länder rollen. Das Bundesverdienstkreuz hängt über dem Spiegel. Dank für Arbeitsplätze in Rüstungsindustrien, in Maschinenfabriken, die dem Bau von Giftgaswerken so fruchtbar dienen.

Das Morgengebet: Dank Dir, Sankt Florian, für meine Gesundheit, für meine so schöne, so elektrisch gesicherte Villa. An den Grenzen zur Auslandswelt versagt meine Elektronik. Schütz Du uns vor der Wiederkehr des Feuers und Giftes, das alltäglich als unser Segen in die Fremde geht. HEILIGER SANKT FLORIAN!

Philipp Wambolt, Birkenau-Hornbach